Umdenken im Recruiting: Digitale Methoden als Lösungsansatz für den Personalmangel

Derzeit macht sich der Fachkräftemangel auf dem deutschen Arbeitsmarkt verstärkt bemerkbar. Zu seinen Ursachen zählen – neben dem zunehmenden Alter der Bevölkerung – eine übermäßige Arbeitsbelastung, verhältnismäßig niedrige Gehälter sowie die ungeachtet ihrer Dringlichkeit weiterhin mangelhafte digitale Anpassung des Arbeitsmarkts. In vielen Unternehmen bleiben offene Stellen trotz aktiver Suche nach Personal unbesetzt. Die Sorge vor einem weiteren Rückgang wächst. Die Besetzung der freien Stellen wird kostenintensiver und bleibt bei ausbleibendem Erfolg nicht ohne teils schwerwiegende Folgen.

Der Fachkräftemangel ist kein Problem von morgen, sondern beschäftigt den deutschen Arbeitsmarkt bereits seit einigen Jahren. Laut einer Studie des Personaldienstleisters Jobilla aus Ende 2022 sind viele Unternehmen dennoch erschreckend gering auf den Personalmangel vorbereitet. Sie greifen weiterhin auf veraltete Bewerbungsverfahren zurück, die mittlerweile kaum noch
Anklang finden: Rund 87 Prozent der befragten Unternehmen haben angegeben, dass sie wiederholt für dieselbe Stelle ausschreiben mussten, da es zuvor zu keiner Einstellung gekommen sei.

Das Fazit: Klassische Rekrutierungen – etwa über Online-Anzeigen und -Portale – funktionieren immer weniger. Sie sind langwierig, kompliziert und schlecht an den auf Flexibilität und einfache, zügige Handhabung ausgelegten Markt angepasst.

Leistungsfähigkeit der Unternehmen gefährdet

Für die Unternehmen hat der Personalmangel schwerwiegende Konsequenzen und führt der Studie zufolge bei gut 14 Prozent der befragten Firmen zur Beeinträchtigung des Betriebs – wenn nicht im Worst Case sogar zur Stilllegung. Weitere negative Folgen sind die Aufgabe von Kunden (20 Prozent) und die Verlagerung von Produkten und Dienstleistungen an externe Firmen
(rund 27 Prozent). Die Rekrutierung von neuem Personal ist demnach existenzsichernd und sollte für die Unternehmen an erster Stelle stehen.

Um damit erfolgreich zu sein, sollten die Unternehmen sich nicht zuletzt die steigenden Anforderungen von Bewerbern vor Augen führen. Gerade die nachrückenden Generationen sind agiler oder wollen es sein. Für ihre Karriere und ihre Zukunft setzen sie andere Akzente als bisher vielleicht üblich. Flexible Arbeitszeiten – u.a. in Form von Homeoffice – sind dabei vielen Bewerbern mindestens ebenso wichtig wie das richtige Gehalt. Dabei spielt das Thema Work-Life-Balance eine gewichtige Rolle. Bewerber halten gezielt nach einem wertschätzenden, offenen Umfeld Ausschau, welches ihre Bedürfnisse erkennt und erfüllt.

Hinzu kommt, dass mögliche Arbeitnehmer sich ihrer guten Position auf dem Markt sehr wohl bewusst sind und nicht selten auf die „perfekte Stelle“ warten, bevor sie sich bewerben. Aktuell bietet der Arbeitsmarkt dazu die besten Voraussetzungen. Unternehmen müssen sich daher genau überlegen, wie sie ihre Mitarbeiter nicht bloß gewinnen, sondern auch halten können.

Was Unternehmen gezielt tun können

Die Studie erkennt in einer neuen, digitalen Recruiting-Methode einen Lösungsansatz für Unternehmen, die sich mit der Personalbeschaffung schwertun. Was demzufolge viele außer Acht lassen: Die besten potenziellen Mitarbeiter sind häufig jene, die sich gar nicht aktiv auf Arbeitssuche befinden. Diese sogenannten „passiven Kandidaten“ seien erst dann versucht über einen Jobwechsel
nachzudenken, wenn sich ihnen entsprechend gute und rentable Gelegenheiten bieten. Auf diese auch außerhalb des Markts aufmerksam zu machen, ist daher eine zentrale Aufgabe bei der Personalsuche.

Da sich die meisten Menschen mittlerweile täglich auf Social-Media-Kanälen bewegen, sind diese der passende Ort, um offene Stellen zu bewerben. Mit entsprechenden Anzeigen und der Hilfe des jeweiligen Algorithmus können potenzielle Kandidaten überall erreicht werden. Der Erstkontakt zum Arbeitgeber sollte dabei so unkompliziert wie möglich gestaltet und der Bewerbungsdruck herkömmlicher Bewerbungsprozesse – mit Anschreiben und Lebenslauf – möglichst verringert werden. Erste Hürden werden somit vermieden und machen eine Bewerbung attraktiver.

Schnelligkeit ist wichtig

Besonders gute Anwerber haben oft mehrere -offene Stellen im Blick. Direkter Kontakt und ein interessiertes, bemühtes Auftreten kann ihre Chancen auf Einstellung entschieden steigern. Denn oft ist die beste Devise noch immer: Der erste Eindruck zählt!

Zum Autor

Hellen Thalheim
Redakteurin VSRW-Verlag

 


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