Die Märkte der Zukunft: Wie Unternehmen die Zukunft verstehen und gestalten

Eine Welt, in der wir gerne leben, wird von Menschen gemacht, denen eine gute Zukunft am Herzen liegt. Für den, der mit wachsamem Optimismus an die Zukunft herantritt, bietet sie schier unendlich viele Gelegenheiten, mehr zu erreichen, Großes zu schaffen und erfolgreich zu sein.

Zukunft ist die Imagination zukünftiger Gegenwarten. Das bedeutet: Die eine Zukunft gibt es nicht und schon gar nicht ist sie festgelegt. Vielmehr ist sie die Erwartung kommender Möglichkeiten in Zeit und Raum. Mit Übung, Intuition und profundem Wissen können wir manches erahnen, nach leisen Signalen lauschen und Trends deuten lernen. Denn wer die Zukunft gestalten will, muss diese zunächst ergründen, muss Zukunftsverständnis entwickeln, muss Szenarien erstellen und panikfrei mit ihrer Hilfe erkunden, wie die Welt in fünf, in zehn oder in zwanzig Jahren aussehen könnte. Nicht irgendwann, sondern jetzt müssen wir mit den notwendigen Schritten beginnen, um die Zukunft zu meistern. Wie wir heute durch die Arbeits- und Lebenswelt navigieren und was wir dabei tun oder lassen, entscheidet darüber, wie es uns künftig ergeht.

Wie Zukunftskompetenz entsteht

„Für Zukunftsdinge haben wir eine Abteilung“, höre ich oft. Oje! Innovationsgeist darf man nicht isolieren, in eine Abteilung sperren und eng kontrollieren. Innovationsgeist muss fliegen – in jedem Bereich. Fortwährende, sich wiederholende Wandlungsprozesse müssen aus der Mitte der Unternehmen heraus entstehen: interdisziplinär, crosshierarchisch, generationsübergreifend und kollaborativ. Doch oft geht es um die anderen, die sich erst mal ändern sollen: die Nachbarn im Unternehmen, in der eigenen oder in anderen Branchen und Ländern. Wenn aber alle auf den Nächsten zeigen, damit der was verändert, dann passiert nichts.

Was übermorgen der Renner sein soll, müssen wir heute vorbereiten. Doch viele Unternehmen plagt kognitive Zukunftskurzsichtigkeit. Für sie klingt Zukunft nach irgendwann. Sie widmen sich stattdessen lieber vermeintlich aktuellen Themen und schieben langfristigere Aufgaben auf, um sie in ruhigeren Zeiten zu erledigen. Ist es klug, zugunsten seiner Quartalsergebnisse stets die eigene Zukunft immer weiter nach hinten zu schieben? Die Antwort lautet nein, denn an der Zukunft arbeitet man täglich! Auch Unternehmen, die gerade von einer guten Auftragslage profitieren, sollten das nicht vernachlässigen. Es ist wichtig, Bedrohungen zu erkennen, wenn sie noch klein sind und Chancen zu nutzen, solange sie groß und von anderen noch nicht entdeckt worden sind. Der Erfolg von gestern sagt rein gar nichts über den Erfolg von morgen aus. Und später ist meistens zu spät.

Nur durch kontinuierliches, wildes und kühnes Weiterdenken schafft es ein Unternehmen, sich fit für die Zukunft zu machen. Und tatsächlich: Überall auf der Welt definieren visionäre Macher gerade das Mögliche neu. Sehr oft mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) als Co-Kreator und Co-Assistenz bringen sie Initiativen in Gang, die Ideen, Wissen und Können unkonventionell miteinander verknüpfen – und so unser Leben verbessern. Vorausdenkende Übermorgengestalter heilen die Schäden, die durch Wachstumswahn und Profitgier verursacht worden sind. Sie ergründen ganz und gar neue Mittel und Wege, um uns von Krankheiten zu befreien, neue Nahrungsquellen zu erschließen, klimaverträglich zu bauen, Müll und schädliche Emissionen erst gar nicht entstehen zu lassen und ein zukunftsverträgliches Handeln zu etablieren.

Neues Denken und Handeln

Mit dem immer weitergehenden Fortschritt und dem Aufstieg junger, forscher und agiler Unternehmen entstehen gänzlich neue Geschäftsmodelle, neue Organisationsdesigns, neue Formen der Arbeit, ein neues Führungsverständnis – und völlig neue Berufe wie etwa diese: Smart-City-Entwickler, Roboter-Disponent, 3D-Handwerker, KI-Trainer, Metaverse-Creator, Technologie-Ethiker oder Circular-Economy-Designer. Doch auch die werden wieder verschwinden, um noch neueren Berufsbildern Platz zu machen. Und das wird, wie alles andere auch, immer schneller passieren. Fortan werden wir Mitarbeiter brauchen, die multiperspektivisch denken und kombinatorisch handeln, sich ständig weiterentwickeln wollen und, aufbauend auf einem breiten Wissensfundament, Gesamtzusammenhänge verstehen. Eine unverzichtbare Grundvoraussetzung dafür ist eine lebenslange, aus eigenem Antrieb begründete Lernbereitschaft, um für die sich ständig wandelnde Zukunft gerüstet zu sein. „Mind Diversity“ nenne ich das.

Natürlich wird es auch neue, zukunftsweisende Formen des Wirtschaftens geben. Die alten Methoden haben eine erschöpfte Umwelt und erschöpfte Menschen hinterlassen. Wir können uns entscheiden, das zu ändern. Immer mehr Menschen brennen für immaterielle Werte, für mehr Freizeit statt mehr Besitz, mehr Freundlichkeit, Wertschätzung und Wohlbefinden. In einer hypervernetzten Welt ist niemand mehr eine Insel. Die besten Innovationen entstehen durch das Zusammenlegen der unterschiedlichsten Kompetenzen an den Schnittstellen verschiedener Disziplinen. Co-Working, Co-Kreativität, Co-Living, Co-Gardening, Co-Mobility, Co-Labs, all diese Cos bedeuten ja, etwas gemeinsam zu tun. Dies verbindet sich mit sozialer Verantwortung und dem Schutz unseres Heimatplaneten, damit er auch für kommende Generationen lebenswert bleibt.

Die Erfolgstriade der Zukunft

In der „Future Economy“, in der sich menschliche und künstliche Intelligenzen miteinander verbinden, ist Multiperspektivität ein wichtiges Muss. Dabei geht es nicht länger um den Wettstreit isolierter Einzelaktivitäten. Die zunehmende Komplexität verlangt vernetzte Vorgehensweisen. Drei strategische Handlungsfelder stehen dabei im Mittelpunkt:

  • Regenerative Nachhaltigkeit: Hierbei spielen die Kreislaufwirtschaft, der Klimaschutz und nachhaltige Geschäftsmodelle eine maßgebliche Rolle.
  • Strukturelle Transformationen: Hier geht es primär um Zukunftsszenarien, Zukunftstechnologien und die Zusammenarbeit in Business-Ökosystemen.
  • Top-Innovationskompetenz: Dies umfasst zukunftstaugliche Innovationen, die Auswahl passender Innovationshelfer sowie effiziente Innovationsprozesse.

Dieser Erfolgstriade der Zukunft ist entscheidend für die Entwicklung in den nächsten Jahren (und Jahrzehnten). Um regenerative Nachhaltigkeit zu realisieren, brauchen wir strukturelle Transformationen in weiten Bereichen der Wirtschaft – und zugleich eine Vielfalt unkonventioneller Ideen. Eine hohe Innovationskompetenz wiederum verhilft zu neuen, transformativen Geschäftsmodellen in attraktiven Zukunftsmärkten, und diese setzen ein umweltschonendes und zugleich menschenfreundliches Handeln voraus. Zudem brauchen wir Neugier, Zuversicht, Wagemut, Tatkraft und Entschlossenheit – als Individuum, als Unternehmen und als Gesellschaft.

Anne M. Schüller


Anne M. Schüller ist Managementdenker, Keynote-Speaker, mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin und Businesscoach. Die Diplom-Betriebswirtin gilt als führende Expertin für das Touchpoint-Management und eine kundenzentrierte Unternehmensführung. Zu diesen Themen hält sie Impulsvorträge auf Tagungen, Fachkongressen und Online-Events. 2015 wurde sie für ihr Lebenswerk in die Hall of Fame der German Speakers Association aufgenommen. Beim Business-Netzwerk LinkedIn wurde sie Top-Voice 2017 und 2018. Von Xing wurde sie zum Spitzenwriter 2018 und zum Top Mind 2020 gekürt.

Mehr Informationen unter:

www.anneschueller.de

Vorheriger Artikel

Das neue Register für Gesellschaften bürgerlichen Rechts: Handlungsbedarf für GmbH-Geschäftsführer?

Nächster Artikel

Vertrauen als Währung: Wie die Reputation den Unternehmenswert steigert

You might be interested in …

Geschäftsreisen nachhaltig gestalten

Reisen gehören zum Alltag vieler Geschäftsführer fest dazu: Beziehungen zu Geschäftspartnern und Kunden müssen auch beim persönlichen Besuch gepflegt werden. Messen und andere Netzwerkveranstaltungen sind wichtige Gelegenheiten, neue Kontakte zu knüpfen und sich weiterzubilden. Ohne […]