Moderne Risiken, ihr Management und der Versicherungsmarkt

Die vergangenen Jahre haben noch einmal deutlich vor Augen geführt, wie vernetzt unsere heutige Lebenswelt ist. Als 2021 das Containerschiff „Ever Given“ den Suez-Kanal blockierte, verzögerte das zahlreiche Lieferungen im eng getakteten Welthandel. Die Folge waren finanzielle Verluste und verlängerte Wartezeiten. In noch größerem Stil zeigte sich das auch in der Corona-Pandemie. In der Zeit, in der Chinas Produktionsanlagen und Häfen dort von Lockdowns betroffen waren, hatten Unternehmen weltweit mit Lieferschwierigkeiten sowie Material- und Ressourcenmangel zu kämpfen. Vergangenes Jahr führte dann der Ukraine-Krieg zu massiven Steigerungen der Energiekosten in Deutschland. Alle drei Beispiele zeigen, mit welchen Risiken Unternehmen sich in unserer heutigen Zeit auseinandersetzen müssen.

Risken steigen und werden komplexer

Ralf Becker, geschäftsführender Gesellschafter der Funk-Gruppe (Versicherungsmakler und Risikoberater), charakterisiert die Risikolandschaft als „geprägt von Risiken, die sich schnell entwickeln und miteinander interagieren“. So können Risiken heute nicht mehr einzeln betrachtet werden. Stattdessen ist eine ganzheitliche Sichtweise angebracht, weil Risikofelder wie internationale (Wirtschafts-)Politik, Cyber‑Sicherheit und neue Regulierungen durch aktuelle Gesetzgebung verzahnt sind.

Es entstehen beispielsweise ganz neue Risiken, etwa im Bereich Nachhaltigkeit. Hier ist einerseits festzustellen, dass die Gefahr durch Naturkatastrophen und Extremwetter in Folge der Klimakrise ansteigt, was sich in der Praxis wiederum auf die unternehmenseigene Sach-Versicherung auswirkt: Prämien werden geprüft und ggf. erhöht. Andererseits sorgt das steigende Bewusstsein für Nachhaltigkeit für neue Vorschriften wie das aktuelle Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Die darin festgelegten Verpflichtungen führen zu einem erhöhten Arbeitsaufwand. Bei Nicht-Erfüllung der Vorschriften drohen Risiken im Bereich Compliance und Reputation.

Ähnliches zeigt sich im Bereich Digitalisierung, speziell der Cyber-Sicherheit. Phishing, Ransomware und Co sind keine vollkommen neuen Bedrohungen. Da immer mehr Unternehmen ihre Geschäfte aber vollständig oder teilweise digital abwickeln, ist dieser Bereich für Kriminelle immer attraktiver. Die Intensität und Qualität der Angriffe nehmen zu. Gleichzeitig ist es für betroffene Firmen umso verheerender, wenn die Angreifer Erfolg haben: Prozesse verzögern sich, Kunden sind unzufrieden und je nach Schwere der Attacke kann es lange dauern, bis alles wieder seine gewohnten Gang geht.

Versicherer werden anspruchsvoller und individueller

Angesichts dieser neuartigen und vielschichtigen Risikolage werden Versicherer anspruchsvoller. Sie erwarten oft eine höhere Risikotransparenz, fest etablierte Mechanismen der Schadensprävention und sichere Abläufe, die sich bewährt haben. Dementsprechend müssen Kunden sich darauf einstellen, einen erhöhten Arbeitsbedarf bei der Bereitstellung von Informationen zu haben. Hinzu kommen ggf. – wie im Beispiel der Sach-Versicherung gegen Wetterschäden – steigende Kosten. Ebenso könnten die Maximalsummen und Limits der Verträge sinken.

Ein Vorteil für Versicherte ist gemäß der Marktuntersuchung, dass die Versicherer die individuelle Situation der Unternehmen stärker berücksichtigen, wodurch risikoarme Firmen möglicherweise Einsparungen erzielen können.

Autor

Karsten Köhler, Redakteur beim VSRW-Verlag

Weiterführende Informationen

Genauere Ausführungen zu Prognosen und Risiken einzelner Branchen können Sie dem Funk Markt-Spezial 2023 entnehmen.


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