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Wirtschaftsdynamik in der Region Bonn/Rhein-Sieg: Solide Entwicklung

Vor wenigen Wochen legten Creditreform Bonn Trier und Creditreform Rating die aktuelle Ausgabe ihrer jährlichen Studie zur Wirtschaftsdynamik in Bonn/Rhein-Sieg vor. Dabei konnten auch erste Zahlen zu den Auswirkungen der Corona-Krise einfließen. Die Ausfallquote ist so niedrig wie lange nicht, allerdings mangelt es an Gründungsdynamik.

Bonn und der umliegende Rhein-Sieg-Kreis sind ein starker Wirtschaftsstandort. Die attraktive Lage, die Anwesenheit wichtiger Dax-Konzerne und vieler anderer Unternehmen aller Größenklassen und vieler Branchen, ein hoher Akademikeranteil in der Bevölkerung und der stetige Zuzug von Menschen lassen darauf schließen, dass sich der Wirtschaftsstandort Bonn/Rhein-Sieg dynamisch entwickelt.

Im März 2020 wurde diese Entwicklung – wie überall auf der Welt – jäh ausgebremst. Seitdem beherrscht die Corona- Pandemie Wirtschaft und Gesellschaft und belastet auch die Unternehmen in der Region Bonn/Rhein-Sieg.

Das hat natürlich Auswirkungen auf die Wirtschaftsdynamik in der Region Bonn/Rhein-Sieg, die die Creditreform Bonn Trier mit Sitz in Bonn gemeinsam mit der Creditreform Rating AG aus Neuss Jahr für Jahr unter die Lupe nimmt. Nachdem die beiden Akteure 2020 wegen der akuten Pandemie einmal ausgesetzt haben, legten sie nun im September 2021 die jüngste Ausgabe ihrer Studie vor. Sie geht erstmals auch auf die Corona-Auswirkungen ein, soweit bereits Zahlen aus dem Jahr 2020 vorliegen.

Unabhängig von der weiter andauernden Corona-Krise werfen die Wirtschaftsdaten-Experten aber erneut einen dezidierten Blick auf alle relevanten Kennzahlen, die erst in ihrer Zusammenschau eine Einschätzung über die Dynamik des Wirtschaftsraums zulassen. Wie ist es um das Risikoprofil der ansässigen Firmen bestellt? Wie viele von ihnen verfügen über eine ausreichende Bonität? Wie steht es um die Ausfallquote in den Branchen, die in Bonn und Rhein-Sieg besonders im Fokus stehen, nämlich die Branchen-Cluster IT-Wirtschaft und Gesundheitswirtschaft? Sind die hiesigen Firmen ausreichend mit Eigenkapital ausgestattet? Und zahlen sie ihre Rechnungen innerhalb des vereinbarten Zeitrahmens?

Ebenso spannend: Wie steht Bonn/Rhein-Sieg eigentlich in Relation zu wichtigen Metropolen, aber auch vergleichbaren Städten und Regionen dar? Konkret herangezogen wurden dabei die entsprechenden Daten für die Metropolen Berlin, Hamburg, München, Köln, Düsseldorf, Frankfurt/Main und Stuttgart sowie die mittelgroßen Städte und Regionen Darmstadt, Dortmund, Dresden, Hannover, Mainz-Wiesbaden, Mannheim-Ludwigshafen und Nürnberg.

Wirtschaftsstruktur: viele Kleinunternehmen, wenig junge Betriebe

Die Region Bonn/Rhein-Sieg ist von einer ebenso kleinteiligen wie vielseitigen Wirtschaftsstruktur geprägt. Weniger als ein Fünftel der Unternehmen in der Bundesstadt und im Rhein-Sieg-Kreis erzielen einen Jahresumsatz von über 500.000 €. Lediglich 3,5% sind Großunternehmen mit einem Jahresumsatz von fünf Millionen Euro oder mehr. Nur in Berlin und Hannover finden sich noch weniger Großunternehmen. Die meisten der in Bonn/Rhein-Sieg ansässigen Firmen sind zudem alteingesessen, also mindestens zehn Jahre alt, während der Anteil junger Betriebe geringer als im Bundesdurchschnitt ist. Das produzierende Gewerbe ist in der Region unterrepräsentiert, der Schwerpunkt liegt im Bereich Dienstleistungen. Die beiden Branchen-Cluster IT-Wirtschaft und Gesundheitswirtschaft sind in der Region stärker vertreten als im Bundesschnitt.

Risikoprofil: Immer weniger Unternehmen fallen aus

In Bonn/Rhein-Sieg sinkt die Ausfallquote seit 2013. Mit 0,96% erreichte sie 2020 den niedrigsten Stand seit 2010. „Daran hat, zumindest 2020, selbst die Corona-Pandemie nichts geändert“, betont Jörg Rossen, Geschäftsführer der Creditreform Bonn Trier. Auch bundesweit nahm der Anteil ausgefallener Unternehmen weiter ab, 2020 lag er bei 1,14%. Ein Unternehmen gilt als ausgefallen, wenn davon ausgegangen werden muss, dass es seinen Zahlungsverpflichtungen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit (Insolvenz, Zahlungsverzug von 90 oder mehr Tagen) nicht mehr nachkommen kann.

In der Branchenbetrachtung ist die Ausfallquote im Baugewerbe mit 1,61% am höchsten, gefolgt von 1,43% im Branchencluster „Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe“. Geprägt ist der Wirtschaftsstandort Rhein-Sieg von einer starken Präsenz von Dienstleistungsunternehmen. Zugleich weisen die stark vertretenen Dienstleistungsbranchen im Deutschlandvergleich ein geringeres Ausfallrisiko auf. Auch in den für Bonn/Rhein-Sieg besonders wichtigen Branchen IT und Gesundheitswirtschaft sanken die Ausfallquoten spürbar. In der ITWirtschaft verzeichnete Bonn/Rhein-Sieg
gemeinsam mit Dortmund die geringste Ausfallquote, in der Gesundheitswirtschaft liegen nur drei Städte unter Bonn/Rhein-Sieg. Im Schnitt sämtlicher Branchen positioniert sich die Region im Vergleich auf Platz 2 – nur in Dresden fielen noch weniger Unternehmen aus.

Finanzielle Risikotragfähigkeit: gute Ertragskraft

Die durchschnittlichen Eigenkapitalquoten folgten 2019 – neuere Daten waren im September 2021 noch nicht verfügbar – sowohl in der deutschen Gesamtwirtschaft als auch in Bonn/Rhein-Sieg weiter ihrem Aufwärtstrend. Zwar liegt die Eigenmittelausstattung der Unternehmen in der hiesigen Region weiterhin unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt, doch hat sich der Abstand erneut verringert. Die Eigenmittelausstattung der IT-Wirtschaft fiel 2019 deutlich besser aus als im Jahr zuvor. Bei der Gesundheitswirtschaft blieb sie nahezu unverändert auf hohem Niveau. Insgesamt zeigen die Unternehmen in Bonn und Rhein-Sieg eine deutlich bessere Ertragskraft als die deutsche Gesamtwirtschaft: Die durchschnittliche Gesamtkapitalrendite sank zwar leicht auf 6,7%, liegt aber immer noch um zwei Prozentpunkte über derjenigen für Gesamtdeutschland.

Vergleicht man die Eigenkapitalquoten und Gesamtkapitalrenditen aller Branchen in Bonn/Rhein-Sieg mit den Werten für Deutschland insgesamt, fällt auf, dass es mit Unternehmensdienstleistungen, Chemie sowie Verkehr und Logistik drei Branchen gibt, die überdurchschnittlich profitabel und zugleich mit einem größeren Eigenkapitalpuffer ausgestattet sind. Umgekehrt sind diese beiden Kennzahlen in den Branchen Konsumgüter sowie Metallgüter und Elektro schwächer als der Bundesdurchschnitt.

Zahlungsverhalten: erhöhter Anteil überfälliger Rechnungen, sinkende Zahlungsverzugsdauer

In Bonn/Rhein-Sieg – wie auch in der deutschen Gesamtwirtschaft – hat sich der Anteil überfälliger Rechnungen an den Gesamtrechnungen der Unternehmen zuletzt erhöht. In Bonn/Rhein-Sieg stieg er von 19,8 auf 21%. In Deutschland insgesamt ist die Lage besser, doch auch hier nahm der Anteil überfälliger Rechnungen von 17 auf 18,6% zu. Im regionalen Benchmarking belegt Bonn/Rhein-Sieg damit einen Platz im Mittelfeld.

Positiv entwickelt sich dagegen die durchschnittliche Zahlungsverzugsdauer. Waren es 2012 noch 17,3 Tage, oszilliert der Wert seit 2014 zwischen elf und 12,6 Tagen. 2020 waren es 11,7 Tage, der zweite Rückgang in Folge. Bundesweit sind es 11,3 Tage. Im Städte- und Regionenvergleich schneiden bei der durchschnittlichen Zahlungsverzugsdauer nur drei Städte besser ab als Bonn/Rhein-Sieg.

Wachstum: Bruttoinlandsprodukt steigt, trotzdem nur Mittelfeld

Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Bonn/Rhein-Sieg ist zwischen 2017 und 2018 – neuere Werte gab es bei Redaktionsschluss der Studie noch nicht – mit einem Plus von 7% robust gewachsen. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate seit 2012 beträgt 3,2%. Damit liegt die hiesige Region aber trotzdem nur im Mittelfeld der Vergleichsregionen. Mit dem realen BIPWachstum 2018 steht Bonn/Rhein-Sieg dagegen an der Spitze. Schlecht schneidet die Region indes bei der Pro-Kopf-Betrachtung ab. Das reale Pro-Kopf-Einkommen hat zwar seit 2012 zugenommen, erreicht in absoluten Zahlen (knapp 45.700 €) aber nur Rang 11. Wie ein Blick auf die sektorale Bruttowertschöpfung zeigt, hat sich das Branchencluster „Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation“ am stärksten entwickelt. Ebenfalls deutlich fiel der Anstieg im Baugewerbe aus.

Gründungsgeschehen: wenig Dynamik, geringe Ausfälle

Das Gründungsgeschehen in Bonn/Rhein-Sieg war in den vergangenen Jahren stets etwas schwächer ausgeprägt als in Gesamtdeutschland. Dieser Trend setzte sich auch 2020 fort: Der Anteil der Neugründungen am gesamten Unternehmensbesatz in Bonn/Rhein-Sieg lag bei 1,76%, deutschlandweit waren es 1,81%. Dafür zeigt sich Bonn/Rhein-Sieg bei der Ausfallquote deutlich resistenter als das Land: Nur 1,93% der Neugründungen konnten sich nicht etablieren, deutschlandweit waren es 3,23%.

In der für Bonn/Rhein-Sieg wichtigen Branche der Gesundheitswirtschaft lag der Anteil der Neugründungen mit 1,42% zwar unter dem Anteil aller Neugründungen in der Region, aber deutlich über dem Anteil der bundesweiten Neugründungen im Gesundheitssektor (1,07%). Dabei fiel zuletzt keine Neugründung aus. Anders die IT-Wirtschaft, die in Bonn/Rhein-Sieg ebenfalls stark vertreten ist. Hier lag der Anteil der Neugründungen am gesamten Unternehmensbesatz 2020 bei 1,98%, deutschlandweit dagegen bei 2,27%. Und während in Bonn immerhin 5,56% ausfielen, waren es bundesweit nur 1,77%.

Der Städte- und Regionenvergleich zeigt schließlich: Bonn/Rhein-Sieg hat bei den Gründungen die drittniedrigste Ausfallquote, belegt dafür aber beim Anteil der Neugründungen am Unternehmensbesatz den vorletzten Platz. Fast überall wird eifriger gegründet als in der hiesigen Region.

Creditreform

Seit der Gründung im Jahr 1879 ist es das Ziel von Creditreform, Unternehmen vor Forderungsausfällen zu schützen, die Liquidität vernichten und den Fortbestand von Unternehmen gefährden. Dieser Maxime sind alle Lösungen und Angebote von Creditreform verpflichtet.
www.creditreform.de/bonn
www.creditreform.de/trier
www.creditreform.de/koeln

Stand: 06.01.2022 13:44