Unternehmenskommunikation: Die No-Bullshit-Kommunikationskultur

Transformation ist das neue Normal. Ständiger Anpassungsdruck und Unsicherheit zermürben die Belegschaft. Führungskräfte müssen daher eine Kommunikationskultur schaffen, die Stabilität bietet, Vertrauen aufbaut und den Zusammenhalt stärkt.

Zitate von der Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu zeigen ein ernüchterndes Bild von der Kommunikation in Unternehmen:

  1. Nicht alle Informationen werden offiziell weitergegeben. Der Flurfunk funktioniert jedoch sehr gut.
  2. Informationen erfolgen im American Style. Erfolge werden gefeiert und beklatscht, während die Kommunikation bei Umstrukturierungen mit Entlassungen unterirdisch war.
  3. Kommunikation findet kaum noch statt. Außer englischen Newslettern, die alle vier Wochen das übliche Bla Bla Bla enthalten.

Solche Einträge, oft aus mittelbewerteten Unternehmen, sprechen Bände. Noch deutlicher wird es bei Ein-Sterne-Bewertungen:

  1. Wenn Monologe Kommunikation sind, dann gab es Kommunikation.
  2. Informationen werden nicht rechtzeitig, unvollständig oder widersprüchlich weitergegeben, was Verunsicherung schafft.
  3. Der eine weiß nicht, was der andere macht, obwohl sie nebeneinandersitzen.

Solche kommunikativen Defizite untergraben Motivation und Vertrauen. Wie sollen Mitarbeiter Veränderungen mittragen, wenn sie sich schlecht informiert und nicht ernst genommen fühlen?

Zauberwort Augenhöhe

In Unternehmen mit hoher Kununu-Bewertung klingt es anders:

  1. Wir leben eine starke Du-Kultur. Es wird offen und auf Augenhöhe geredet. Kritik ist konstruktiv, und jeder hat die Chance, sich zu entwickeln.
  2. Kommunikation findet auf Augenhöhe statt, sei es mit Vertriebspartnern oder Führungskräften.
  3. Die Kommunikation ist transparent. Man erhält Antworten und direktes Feedback, was persönlich weiterbringt. Auch mit dem Vorstand kann man auf Augenhöhe reden.

Auffällig: Viele Einträge werden individuell von der Personalabteilung oder der Unternehmenskommunikation beantwortet. Augenhöhe zeigt sich hier in direkter Kommunikation und im Umgang mit Feedback. Respekt gilt jeder Person, unabhängig von Rang und Funktion. Wahre Führungspersönlichkeiten behandeln den Pförtner mit dem gleichen Respekt wie den Vorstand.

Hand aufs Herz: Können Sie das von sich sagen?

Schluss mit Floskeln

Wie tragfähig eine unternehmerische Kommunikationskultur wirklich ist, zeigt sich in schwierigen Zeiten. Politische und wirtschaftliche Krisen, Massenentlassungen und Fachkräftemangel beeinflussen den Alltag der Mitarbeiter enorm. Wer in solch angespannter Situation noch heikle Botschaften überbringt, muss die Belastung der Adressaten berücksichtigen. Dann heißt es zwar Klartext sprechen – aber respektvoll, verbindlich, ohne Floskeln. Dabei zählt nicht nur die Sprache, sondern auch Glaubwürdigkeit und Authentizität. Unternehmen feilen oft an langen cleveren Formulierungen, um heikle Botschaften zu verklausulieren. Solche Taktiken durchschauen die Adressaten schnell, ebenso wie die Presse, denen man möglicherweise eine geschönte Realität verkaufen möchte.

Ein „No Bullshit“-Ansatz hingegen zeigt, dass Sie Mitarbeiter ernst nehmen und Verantwortung für Ihre unternehmerischen Entscheidungen tragen. Kommunizieren Sie die konkreten Änderungen glaubwürdig und signalisieren Sie, dass Sie die Auswirkungen der Veränderungen auf die Betroffenen verstehen. Menschen spüren Aufrichtigkeit – aber auch Unaufrichtigkeit.

Tragfähige Kommunikationskultur

Unsicherheit braucht Ehrlichkeit. Mitarbeiter müssen wissen, wie die Situation ist, welche Veränderungen anstehen und warum, damit sie den Weg mitgehen. Beschönigen schadet mehr als es nützt. Wer Miseren beispielsweise ausschließlich auf äußere Faktoren schiebt, zeigt sich machtlos. Wer auch Fehlentscheidungen zugibt, zeigt Menschlichkeit und Größe – und erhöht das Vertrauen. Unternehmerische Leitfiguren suchen Lösungen und übernehmen Verantwortung. Solchen Vorbildern folgen Mitarbeiter automatisch.

Psychologische Sicherheit aufbauen

Jeder, der Fehler macht und eingesteht, sollte keine Angst vor Konsequenzen haben müssen. Eine gelebte Fehlerkultur sieht Fehler als Chance. Dann sollten Führungskräfte zunächst wohlwollend zuhören, statt direkt zu bewerten. Oder wie es in der Apple TVSerie „Ted Lasso“ heißt: Be curious. Not judgemental. Die preisgekrönte Serie ist ein Lehrstück für exzellente Kommunikationsund Teamkultur. Sie zeigt: Die Emotionen und Prägungen jedes Einzelnen sowie gemeinsame Erfahrungen – auch Rückschläge – sind wichtig für die Teamentwicklung. Nur wenn Führungskräfte die Teamdynamik und die Rollen der Mitglieder kennen, können sie die Selbstwirksamkeit der Gruppe fördern.

Gemeinschaft und Zugehörigkeit

Auch Daniel Coyle, Autor von „The Culture Code“, betont die Wichtigkeit eines starken Gemeinschaftsgefühls für die Leistungsfähigkeit. Hoch performante Teams, so Coyle, erreichen Selbstwirksamkeit durch emotionale Sicherheit, dem vertrauensvollen Zeigen der eigenen Verletzlichkeit sowie durch ein klares gemeinsames Ziel.

Eine gesunde Kommunikationskultur ist kein „Nice-to-have“. Sie stärkt die Leistungsund Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens. Wer dauerhaft mit Klarheit, Respekt und Empathie agiert, schafft eine Basis, auf der Teams performen und wachsen können. Diese „Supercommunicator-Methoden“ kann man lernen und mit verlässlichen Maßnahmen eine Kommunikationskultur schaffen, die zur Wertschöpfung beiträgt.

Kommunikationstipps für Führungskräfte:

  1. Präsent sein: Man könnte meinen, es sei selbstverständlich, ist es aber nicht. Seien Sie anderen gegenüber wirklich aufmerksam. Hören Sie gut zu, ohne zu unterbrechen, und halten Sie Blickkontakt. Seien Sie freundlich, danken Sie ausgiebig und zeigen Sie sich aufrichtig an der Person interessiert – auf Ihre Art. Sorgen Sie dafür, dass man sich in Ihrer Gegenwart wohlfühlt. Auch Ihre Körpersprache drückt Zugewandtheit aus.
  2. Wertschätzende Kommunikation: Sorgen Sie dafür, dass jedes Teammitglied zu Wort kommt und gehört wird. Auch der ständige Bedenkenträger oder neue Azubi kann wertvolle Impulse für das Team liefern. Störenfriede und Wichtigtuer, die die Teamdynamik bewusst bedrohen, brauchen eine extra Betrachtung. Wer sich langfristig querstellt und das Gemeinschaftsgefühl untergräbt, sollte das Team verlassen.
  3. Schwäche zeigen: Führungskräfte müssen nicht stark und unfehlbar sein, sondern menschlich. Sie müssen sich ja nicht gleich angreifbar machen, aber das Offenbaren persönlicher Schwächen, Ängste oder Gewohnheiten machen Sie sympathisch und vertrauenswürdig.
  4. Schlechte Nachrichten immer persönlich überbringen: Auch wenn es sich anbietet, bei unangenehmen Botschaften schnell eine E-Mail zu schreiben oder zum Hörer zu greifen, um die direkte Konfrontation zu verhindern – überbringen Sie schlechte Nachrichten immer persönlich. Das ist eine Frage der Wertschätzung.
  5. Produktive Manöverkritik: Falls Sie es noch nicht tun, führen Sie regelmäßige Manöverkritik ein – z.B. nach jedem Projektabschluss. Hier kann offene Kritik, aber auch Lob geäußert werden. Alles, was das Team weiterbringt, ist erlaubt. Als Führungskraft sollten Sie sich zurückhalten und die Mitarbeiter selbst Lösungen finden lassen. Leitfragen könnten lauten: Was wollten wir ursprünglich erreichen? Was haben wir wirklich erreicht, und warum? Was können wir beim nächsten Mal verändern?
  6. Prioritäten deutlich machen: Machen Sie klar, welches Verhalten Sie von Ihren Mitarbeitern erwarten. Immer wieder. So geben Sie Ihnen eine konkrete Anleitung. Klären Sie auch die Priorisierung mit Ihrem Team. Was steht bei uns an erster Stelle? Welche Aufgabe hat Vorrang? Je deutlicher Sie das formulieren, desto einfacher ist es für alle, die Teamaufgaben zu erfüllen.
  7. Rückschläge feiern: Natürlich ist kein Jubel angebracht, wenn etwas schiefgeht. Doch auch Niederlagen schweißen zusammen. Hier sei noch einmal Ted Lasso bemüht, der seinem Team in der Kabine nach einer schmerzhaften Niederlage sagt: „Schlimmer als traurig zu sein, ist es, traurig und allein zu sein. Hier ist keiner allein.“ Rückschläge, Niederlagen oder nahe Katastrophen wurden in der Forschung häufig als der Initiationsfunke für herausragende Teamleistungen identifiziert.
Meike Sturat

Meike Sturat berät seit 25 Jahren Unternehmen in PR, Kommunikation und Change Management. Als Kommunikations-Coach und Workshop-Trainerin unterstützt sie Teams und Unternehmen bei der Gestaltung einer lebendigen Kommunikationskultur. Kostenlose Kurzberatungen zu konkreten Kommunikationsfragen können per E-Mail vereinbart werden.

Kontakt: m.sturat@sturat-kommunikation.de

Weitere informationen unter: www.sturat-kommunikation.de

Vorheriger Artikel

Gesellschafterdarlehen, Insolvenzanfechtung

Nächster Artikel

Smarda liefert Lösung für barrierefreie Websites und Shops – und wird international ausgezeichnet

You might be interested in …