Unternehmen benötigen ständig Kapital. Nicht immer reicht ein klassischer Kredit. Bestimmte Anlässe erfordern speziellere Finanzierungen abseits des Standards. Davon handelt der dritte und letzte Teil unserer Serie über das Thema Unternehmensfinanzierung.
Jeder Kredit ist ein Beschleuniger. Je mehr Geld Unternehmen einsetzen können, desto mehr können sie bewegen. Mit einer umfangreichen Finanzierung kann eine Firma sprunghaft wachsen, kurzfristig große Projekte übernehmen, in neue Produktionskapazitäten investieren oder ein anderes Unternehmen übernehmen.
Um an besonders große Summen zu gelangen, ist in vielen Fällen ein herkömmlicher Kredit nicht das beste Mittel der Wahl. Denn: Kredite belasten sofort die Bilanz des kreditnehmenden Unternehmens und erfordern natürlich sofort regelmäßige, unter Umständen hohe Tilgungsraten. Eine wichtige Rolle spielen sie trotzdem – aber häufig nicht als einziges Mittel der Wahl, sondern Teil eines Bündels speziell auf den Bedarf des jeweiligen Unternehmens zugeschnittener Finanzierungsmittel. Die Rede ist dann von „Strukturierten Finanzierungen“.
Die Sparkasse KölnBonn beispielsweise – mit einer Bilanzsumme von 28 Milliarden Euro Deutschlands drittgrößte Sparkasse – bietet ihren Firmenkunden sogenannte „Strukturierte Finanzierungen“ und die dazugehörige umfassende Beratung an. Und zwar stets in vier Schritten: „Zunächst analysieren wir mit unserem Kunden dessen Mehrjahresplanung unter Berücksichtigung von Liquidität, Ergebnis und Finanzstruktur“, erklärt Martin Bolle, Experte der Sparkasse KölnBonn für Strukturierte Finanzierungen und Beteiligungen. Daraus leitet das Fachberatungsteam gemeinsam mit weiteren Finanzierungsfachleuten der Sparkasse Handlungsoptionen ab und entwickelt individuelle Lösungen. Auf Basis einer optimierten Finanzierungsstruktur kann dann das benötigte Geld fließen. „Und dann begleiten wir unseren Kunden über den Vertragsabschluss hinaus für die gesamte Dauer der Finanzierung“, sagt Bolle.
Mezzaninekapital für Wachstum und Sicherheit
Ein wichtiger Bestandteil Strukturierter Finanzierungen kann das sogenannte Mezzaninekapital sein. Es handelt sich dabei um eine Zwischenform zwischen Fremd- und Eigenkapital – daher auch der Name. Der kommt nämlich aus dem Italienischen: Mezzanin bezeichnet in der Architektur ein Halb- oder Zwischengeschoss eines mehrstöckigen Gebäudes.
Bei Mezzaninekapital handelt es sich um Fremdkapital. Eigentlich. Anders als ein klassischer Kredit gilt es aber als wirtschaftliches oder bilanzielles Eigenkapital. Möglich ist das deshalb, weil für Mezzaninekapital das Prinzip der Nachrangigkeit gilt: Im Insolvenzfall werden zuerst alle anderen Gläubiger, deren investiertes Kapital nicht als Eigenkapital klassifiziert wurde, bedient. Erst danach entsteht ein Rückzahlungsanspruch.
Eine typische Ausgangssituation: Wachstumsfinanzierung. „Wenn ein Firmenkunde neue Märkte erschließen, Vertrieb und Produktion erweitern oder diversifizieren will, kann Mezzaninekapital sinnvoll sein“, erklärt Bolle. Insbesondere, wenn es sich um „Sprung-Wachstum“ handelt. Gemeint ist, dass es immer wieder Phasen im Leben eines Unternehmens geben kann, in denen es sehr schnell sehr stark wächst und nicht direkt ein Rückfluss von Liquidität oder eine Ertragswirkung eintritt. Entweder „organisch“ – indem beispielsweise plötzlich ein Produkt „durch die Decke geht“, also so stark gefragt ist, dass ganz schnell höhere Produktionskapazitäten her müssen. Oder „anorganisch“ – z.B. durch die Übernahme eines Mitbewerbers. Letzteres erfordert auf einen Schlag eine erhebliche Kaufsumme. Ersteres bedeutet ebenfalls einen schlagartigen Kapitalbedarf, denn Personal und Material müssen vorfinanziert werden. Aktuell betrifft dies vor allem Themen der Digitalisierung und Dekarbonisierung der Wirtschaft.
Man kann Mezzaninekapital aber auch nutzen, wenn man seine Bilanz optimieren möchte. Stichwort: Stärkung der Eigenkapitalquote – und Stärkung der Bonität gegenüber Finanzdienstleistern, Lieferanten und Kunden. „Und auch bei Unternehmenstransaktionen, etwa dem Erwerb von Firmenanteilen oder einer Nachfolgeregelung, bietet sich Mezzaninekapital als Baustein in einer strukturierten Finanzierung an“, sagt Bolle.
Gemeinsam für mehr Kapital
Wenn der Finanzierungsbedarf eine bestimmte Summe überschreitet, können einzelne Finanzierungspartner zu dem Schluss kommen, dass sie das Risiko nicht allein tragen können oder wollen.
Beispiel:
Ein mittelständisches Unternehmen benötigt für eine Akquisition 50 Millionen Euro und tritt mit diesem Finanzierungswunsch an die Sparkasse KölnBonn heran. Nach eingehender Prüfung kommt diese zu dem Schluss, davon 20 Millionen Euro übernehmen zu können.
„Dann schicken wir den Kunden natürlich nicht weg“, stellt Finanzierungsexperte Bolle klar, „sondern wir begeben uns in Absprache mit dem Unternehmen auf die Suche geeigneter weiterer Finanzierungspartner.“ Das Mandat des Kunden lautet: das nötige Kapital einzuwerben. Dazu unterhält die Sparkasse ein umfassendes Netzwerk, vor allem innerhalb der Sparkassenfamilie, aber auch zu anderen Banken und Instituten. Die Sparkasse bildet dann für das konkrete Finanzierungsvorhaben ein Konsortium und übernimmt selbst im Auftrag des Kunden die Konsortialführung. Der Vorteil für den Firmenkunden liegt auf der Hand: Wenn sein Vorhaben überzeugend ist, erhält er die Finanzierung in einer Größenordnung, für die kein einzelnes Institut aufkommen würde. Er kann also über die Risikogrenzen etwa seiner Hausbank hinauswachsen. Natürlich erhält das Unternehmen die nötigen 50 Millionen Euro nicht als herkömmlichen Kredit, sondern strukturiert und optimiert, vor allem: speziell auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten des Unternehmens zugeschnitten. Das können klassische Kreditmittel, Mezzaninekapital, Leasingformen und weitere Finanzprodukte sein, alle mit unterschiedlichen Laufzeiten und in unterschiedlicher Tranchierung.
Die Finanzierung des Bodensatzes
Ein weiterer Kapitalbedarf, der sich über eine strukturierte Finanzierung realisieren lässt: die sogenannte Bodensatzfinanzierung. Was ist gemeint? Nun: Viele Firmenkunden vereinbaren mit ihrer Hausbank eine Kreditlinie. Sie ist auf Firmenkundenseite quasi das Pendant zum „Dispo“-Kredit für Privatkunden und dient der kurzfristigen Finanzierung von Betriebsmitteln. Sie ist enorm wichtig, weil Unternehmen dadurch flexibel bleiben. Und nicht nur das: Sie ermöglicht Firmen, jederzeit die richtigen strategischen und taktischen Entscheidungen zu treffen. Es könnte ja z.B. klug sein, das Lager kurzfristig deutlich aufzustocken, um bei drohender Materialknappheit lieferfähig bleiben zu können. Oder aber die Materialknappheit oder ein anderes Problem in der Lieferkette sorgen dafür, dass Firmen selbst bei bester Auftragslage nicht alle Teile erhalten, die sie für die Fertigung ihrer Produkte benötigen, sodass sie ihrerseits nicht oder erst später liefern und entsprechend später erst ihre Rechnungen schreiben können. Mit einer Kreditlinie lassen sich solche Engpässe problemlos überbrücken. Es kann aber auch den Fall geben, dass ein Unternehmen auf diese Weise ständig einen hohen Betrag vorfinanziert, also offenbar ständigen Bedarf an liquiden Mitteln hat. Dann ist eine Linie nicht das beste Mittel der Wahl, sie ist nämlich in aller Regel teurer als andere Finanzierungen und kann von einer Bank zudem schnell gekündigt werden. „Wir bieten in solchen Fällen deshalb eine Umfinanzierung in einen Laufzeitenkredit mit entsprechender Tilgungsstruktur an“, erklärt Sparkassenexperte Bolle. „Damit kann der Kunde dann den regelmäßigen ‚Bodensatz‘ finanzieren.“ Die Linie dient dann nur dazu, die Spitzen abzufangen. „Das ist günstiger und verschafft dem Unternehmen langfristig mehr Sicherheit“, sagt Bolle.
Geld für die Unternehmensnachfolge
Am Ende eines erfolgreichen Unternehmenslebenszyklus‘ steht die Nachfolge. Firmen werden vererbt oder verkauft. Letzteres beispielsweise an einen unternehmensinternen Nachfolger oder aber einen, der von außen kommt. Diese Nachfolger benötigen enorm viel Kapital, das sie in den seltensten Fällen in der notwendigen Höhe mitbringen. Sie benötigen also eine Finanzierung – oder einen oder mehrere Kapitalgeber, die dafür wiederum in der Regel Firmenanteile übernehmen. Auch dies ist ein Fall für eine Strukturierte Finanzierung. „Oder für das Generationenmanagement der Sparkasse“, betont Martin Bolle, „denn wir als Sparkasse können den Nachfolgeinteressenten auch mit in Frage kommenden Kapitalgebern aus unserem breiten Netzwerk in Kontakt bringen.“
Martin Bolle
Leiter Strukturierte Finanzierungen
Sparkasse KölnBonn
martin.bolle@sparkasse-koelnbonn.de