XING ist mit mehr als 20 Millionen Mitgliedern noch immer das führende Online-Business Netzwerk im deutschsprachigen Raum. Allein in Köln gibt es mehr als 460.000 Mitglieder. Lange war die amerikanische Plattform LinkedIn, die weltweit über 790 Millionen Mitglieder hat, das „Netzwerk für die ausländischen Kontakte“, während XING das Inland abdeckte. Mittlerweile hat LinkedIn im DACH Raum ebenfalls 17 Millionen Mitglieder erreicht. Aber das Wachstum, die Aktivität, und vor allem die technischen Innovationen haben in den letzten Monaten eine atemberaubende Geschwindigkeit aufgenommen, sodass immer mehr Menschen auf LinkedIn aktiv sind, während Sie auf XING zwar noch eine Präsenz haben, aber dort wenig Aktivität vorherrscht.
XING gehört mittlerweile zum Burda Konzern und hat mit der Zielgruppe „Berufstätige“ einen starken Fokus auf Jobsuchende. Zielgruppe sind Personalverantwortliche, die über XING Stellenangebote ohne Streuverluste anbieten. Unzählige Headhunter nutzen den „Talentmanager“ für den eine hohe vierstellige Lizenzgebühr pro Jahr aufgerufen wird. Der Bereich Eventmanagement ist auch sehr stark. Allerdings hat in den letzten Jahren der Bereich Networking und Kontaktpflege immer mehr an Fokus verloren. Die Kommunikation ist auf Jobwechsel ausgerichtet, obwohl sehr viele Mitglieder Vertrieb, Social Selling, Netzwerkpflege und Weiterbildung auch als Grund für die Nutzung von XING angegeben haben und die Plattform dafür gut nutzen konnten. Technisch hat XING in den letzten Jahren wenig Innovationen hervorgebracht. Basisfunktionalitäten wie Hashtag oder @-Markierungen sind bis heute nicht möglich. Reichweiten von Beiträgen sind nicht messbar, die Programmierschnittstellen (APIs) wurden alle abgeschaltet und Interaktionen auf Beiträge finden kaum statt.
Die App soll alles richten
XING hat vor anderthalb Jahren begonnen, eine eigene App zu entwickeln, ausschließlich inhouse, also mit eigenen Mitarbeitern. Erstmalig wurden Vielnutzer vom ersten Tag an um Feedback gebeten. Es gab Alpha und Beta-Tester und in den letzten Wochen haben mehr als 300.000 Nutzer die App auf Herz und Nieren geprüft. Am 2.12.2021 war es endlich soweit, die neue App wurde ausgerollt. Nach Angaben von XING nutzen 60% der Mitglieder die App, deswegen hatte sie hier die Priorität. Im Laufe von 2022 sollen nun mehr und mehr die neuen Funktionen auch auf der Desktop- Variante ausgerollt werden. Nun ist XING ein berufliches Netzwerk und wird vorzugsweise zu Büroarbeitszeiten und auch eben im Büro genutzt. Viele Nutzer sind daher auf die Desktopversion angewiesen und nutzen die App gar nicht. Auch wenn die App sogar mit Fernsehwerbung bekannt gemacht wurde, bleibt die Herausforderung, dass XING auch technisch wieder auf die Höhe der Zeit kommt, um als Social Media-Plattform zu gelten. Es entsteht der Eindruck, dass XING sich im Wettbewerb mit Jobplattformen wie stepstone oder indeed sieht und weniger mit LinkedIn. Wird XING mittelfristig also kein Online-Netzwerk mehr sein, sondern eher eine Plattform für Menschen, die sich beruflich verändern wollen?
Was LinkedIn anders macht
LinkedIn gehört zum Microsoft-Konzern und hat daher finanzielle und technische Ressourcen für innovative Entwicklungen. Gerade in den ersten Januartagen dieses Jahres gibt es erste reine Audio-Events, die gerade in der Beta-Phase sind. Ab Februar soll dieses Medium für alle Mitglieder ausgerollt werden. Die Funktionen sind vergleichbar mit dem vor einem Jahr startenden Hype um Clubhouse. In der zweiten Jahreshälfte sollen die gleichen Funktionalitäten auch mit Bewegtbild möglich sein.
Schon seit Mitte letzten Jahres ist es für alle Mitglieder möglich, den „Creator Modus“ anzuschalten. Neben vielen Gelegenheiten, wie bessere Sichtbarkeit und reduzierte Kontaktierungsmöglichkeiten durch Bots, bietet der Creator Modus jedem Mitglied die Möglichkeit, mit LinkedIn-Live, ähnlich wie bei Facebook-Live, Online-Vorträge zu starten. Auch kann einmalig ein Newsletter an alle Mitglieder mit der Option versendet werden, dass dieser abonniert wird und die weiteren LinkedIn Newsletter dann per E-Mail an die eigenen Kontakte versendet werden. Eine erstklassige Möglichkeit, werthaltigen Content zu verbreiten.
Die Verbreitung des Contents kann aber auch mit Beiträgen im Feed gestartet werden. In den ersten 120 Minuten wird der neue Beitrag an 5-10% der eigenen Kontakte ausgespielt. Wenn diese kommentieren, liken oder den gesamten Beitrag aufklappen und länger auf ihm verweilen, erkennt der Algorithmus, dass der Beitrag wohl werthaltig ist und spielt ihn an immer mehr Kontakte und auch Nichtkontakte aus. Wenn dann eine Diskussion entsteht, in die der Autor natürlich eingebunden ist, kann die Anzahl der Views schnell die Anzahl der eigenen Kontakte übersteigen und viral gehen. Dazu müssen natürlich viele Details beachtet werden, und sicher geht nicht jeder Beitrag viral. Oft ist es vielleicht sinnvoller, wenn er nur von einer bestimmten Zielgruppe gesehen wird. Der Vorteil ist, dass die Diskussion im Feed stattfindet und mit einer Content Strategie kann der Autor hier seinen Expertenstatus erstklassig ausbauen.
Gruppen spielen keine so große Rolle wie in XING, allerdings hat LinkedIn gerade in den letzten Tagen für Moderatoren weitere Funktionen ausgerollt. Während manche Gruppen in Amerika mehrere Millionen Mitglieder haben, sind die Gruppen in Deutschland recht klein. Die neue Business Regionalgruppe Köln erreicht Mitte Januar gerade mal 2.000 Mitglieder.
Die Profilgestaltung ist auch digital hochwertig. Der Name oder ein kleiner Pitch kann zehn Sekunden aufgesprochen werden, hinter dem Profilbild können einige Sekunden Bewegtbild hinterlegt werden, Fähigkeiten und Kenntnisse können bewertet und Empfehlungen auf dem Profil mit angezeigt werden. Zum Jahresbeginn 2022 gibt es viele kleine Veränderungen im Profil, die insgesamt eine einfachere Bedienung und bessere Übersicht zur Folge haben.
XING oder LinkedIn – was ist relevant für die Zukunft?
Durch den Kauf der Ticketing-Plattform amiando und die Integration in XINGEvents hat XING einen sehr großen Vorteil im Event-Segment, inklusive Ticketingsystem und Zielgruppenselektion, da Veranstalter auf die 20 Millionen Mitglieder zugreifen können. 54% der XING Mitglieder arbeiten in Firmen bis 200 Mitarbeiter, im deutschen Mittelstand ist XING sehr stark vertreten. Durch Direktansprache und Kontaktierungen bekommt man bei XING auch eine gute Resonanz. Vor allem ist in Projekten erkennbar, dass nach einer bestätigten Kontaktanfrage der nächste Schritt hin zu einem persönlichen Gespräch kein weiter Weg sein muss. Auch wenn viele Nutzer nicht ständig auf der Plattform XING agieren, so sind sie durch gezielte Ansprache erreichbar. Im letzten Jahr wurden tausende inaktive Gruppen gelöscht, sodass es nun noch mehr als 35.000 aktive Gruppen auf XING gibt. Einige Gruppen sind in XING besonders aktiv, so beispielsweise die XING Regionalgruppe Köln mit knapp 70.000 Mitgliedern.
Damit bleibt XING trotz allen genannten Nachteilen immer noch relevant. Da man die Kontaktdaten nicht exportieren kann, werden wenige Mitglieder die Plattform verlassen, sie werden eher inaktiv und können potenziell wieder aktiv werden.
LinkedIn agiert als weltweiter Konzern in einer anderen Liga und hat viele der bereits oben genannten Vorteile. Allerdings funktioniert die Direktansprache dort basierend auf Kundenprojekten nachweislich weniger gut als bei XING. Die Kontaktbestätigung erfolgt ähnlich schnell aber der Weg zum persönlichen Gespräch kann lange dauern. Der Eventbereich ist sehr unterentwickelt und kaum nutzbar. LinkedIn ist auch kostenfrei für den Standardnutzer verwendbar, während bei XING eine Premiummitgliedschaft absolut notwendig ist, um die Plattform sinnvoll nutzen zu können.
Fazit
Ja, es ist Platz am Markt für XING und LinkedIn. Auch wenn XING nun eine Nischenstrategie fährt und nicht mehr als Social Media-Plattform mit LinkedIn in Konkurrenz stehen möchte. Der Gruppenbereich für fachliche und regionale Themen, der professionelle Eventmanager sowie die Möglichkeit der zielgenauen Anzeigenschaltung und Direktansprache von Zielpersonen klappt bei XING noch immer sehr gut. Wer die Priorität auf Reichweite und Diskussionen legt und digital immer am Puls der Zeit sein möchte, der ist bei LinkedIn richtig. Der Unterschied zu Facebook wird immer kleiner, sagen Kritiker, aber genau das wird von vielen Nutzern auch positiv gesehen. „Persönliches zählt, Geschäftliches ergibt sich“ – das Motto der ersten XING Events in Köln 2004 gilt auch noch heute bei XING und LinkedIn. Beiträge mit persönlichen Elementen, von denen auf Geschäftliches abgeleitet wird, sind am erfolgreichsten. Wichtig ist, wo die Zielgruppe zu finden und welche Art der Selbstdarstellung gewünscht ist. Die Entscheidung der präferierten Plattform ist daher individuell. Überall gilt: Man muss was TUN. Ohne eigene Aktivität hilft weder XING noch LinkedIn, die eigenen Ziele zu erreichen.
Martin Müller ist bei XING und LinkedIn Mitglied der ersten Stunde. Der Netzwerker und Business Influencer stellt als „Mister Matching“ werthaltige Beziehungen her, die sich nachhaltig auszahlen. Martin Müller hat seine eigene Methode entwickelt, mit der er guten Ideen, innovativen Produkten, kreativen Köpfen und anspruchsvollen Unternehmen eine wertvolle Bühne für die eigene Darstellung bereitet. Er sorgt für die optimale Präsentation auf allen Ebenen und für wertvolle Business-Kontakte. Ein kostenfreies Erstgespräch können Sie bei ihm buchen über die Seite www.mister-matching.de oder per Email info@muellerconsult.com