Risikoanalyse als Werkzeug für den GmbH-Alltag: Wie Sie Ihre GmbH vor Gefahren schützen

Die Risikoanalyse ist ein zentrales Werkzeug im Finanzmanagement einer GmbH und für die langfristige Stabilität unerlässlich. Trotzdem wird sie von vielen Unternehmern stiefmütterlich behandelt. Dieser Beitrag bietet einen umfassenden Überblick über die wesentlichen Aspekte der Risikoanalyse und wie diese als Werkzeug im Alltag genutzt werden kann.

Als Unternehmer haften Sie auch bei einer GmbH mit Ihrem Privatvermögen, wenn Sie die Sorgfaltspflicht verletzen. Das heißt, allein schon aus Haftungsgründen sollte jede GmbH eine Risikoanalyse durchführen. Das ist bei den meisten auch der Fall. Doch wurde eine Risikoanalyse in der Vergangenheit gemacht, so verstaubt diese seitdem im (virtuellen) Schreibtisch. Dabei hat sie das Potenzial den Unternehmer bei wichtigen Entscheidungen zu unterstützen. Darüber hinaus hat sie das Potenzial, im Alltag einer GmbH eingesetzt zu werden, um auftretende Risiken zu verfolgen und vor allem zu minimieren oder sogar zu eliminieren. Die Risikoanalyse schützt so die GmbH vor Verlusten und kann zusätzlich als strategisches Werkzeug zur Erkennung von Chancen dienen.

Gerade in einer schwierigen Wirtschaftsphase ist die Risikoanalyse eine wichtige Säule, um finanzielle Stabilität zu gewährleisten und zukunftsorientierte Entscheidungen zu treffen. Sie ermöglicht es, potenzielle Unsicherheiten systematisch zu bewerten und geeignete Maßnahmen zur Risikominderung zu ergreifen.

Grundlagen der Risikoanalyse

Die Risiken in einer GmbH sind vielfältig. Deswegen ist es wichtig die verschiedenen Kategorien systematisch durchzuarbeiten, um alle Risiken im Blick zu haben. Die Augen vor möglichen Risiken zu verschließen, führt im Ernstfall dazu, dass Unternehmer nicht wissen, wie sie auf eintretende Risikoszenarien reagieren können. Die zu bewertenden Risiken einer GmbH werden in folgende Kategorien unterteilt:

  • Finanzielle Risiken umfassen Markt-, Kredit- und Liquiditätsrisiken. Sie entstehen durch Marktschwankungen, den Ausfall von Schuldnern oder unzureichende Liquidität.
  • Operative Risiken beziehen sich auf Verluste, die durch fehlerhafte interne Prozesse, menschliche Fehler oder externe Ereignisse verursacht werden. Dazu gehört z.B. der Verlust eines großen Kunden oder der Ausfall eines wichtigen Mitarbeiters.
  • Systemische Risiken betreffen den gesamten Finanzmarkt. Ein bekanntes Beispiel ist die Finanzkrise von 2008, bei der das Versagen einzelner Akteure massive Auswirkungen auf das gesamte globale Finanzsystem hatte.

Die Analyse dieser Risiken ist entscheidend, um den finanziellen Standpunkt einer GmbH einzuschätzen und fundierte Entscheidungen zu treffen. Dabei ist es wichtig, die verschiedenen Risiken realistisch einzuschätzen und nicht zu beschönigen.

Eine präzise Risikoanalyse unterstützt Unternehmen dabei, Chancen zu nutzen und Krisen zu vermeiden. Sie dient somit nicht nur dem Schutz vor negativen Ereignissen, sondern auch der strategischen Positionierung der GmbH.

Ansätze der Risikoanalyse

Es gibt zwei grundlegende Ansätze zur Erstellung einer Risikoanalyse. Um alle Bereiche der GmbH zu analysieren, werden in den meisten Fällen beide Ansätze, sowohl der quantitative als auch der qualitative Ansatz, eingesetzt:

  • Quantitative Ansätze verwenden mathematische Modelle, um Risiken messbar zu machen. Es gibt verschiedene Modelle, die in unterschiedlichen Szenarien, in denen sich die GmbH befindet, genutzt werden. Ein Beispiel hierfür ist die Berechnung des Value at Risk (VaR). Dabei handelt es sich um ein statistisches Instrument zur Messung des Risikos von finanziellen Verlusten. Es liefert greifbare Zahlen, die in finanzielle Entscheidungen einfließen.
  • Qualitative Ansätze dagegen konzentrieren sich auf die Einschätzung von Risiken durch Erfahrungswerte. Sie sind nützlich in Bereichen, in denen Daten ungenau sind oder zu sehr schwanken. Ein Beispiel für einen qualitativen Ansatz ist die Risikomatrix. Bei dieser Methode werden mögliche Risiken anhand ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit und der potenziellen Schadenhöhe bewertet. Dieser Ansatz eignet sich gut, um Risiken zu priorisieren und eine strategische Diskussion über Maßnahmen zur Risikovermeidung oder -minderung anzustoßen.

Strategische Ansätze zur Risikominderung

Wurden die Risiken für die GmbH identifiziert und priorisiert, müssen die richtigen Schritte eingeleitet werden, um diese zu minimieren.

Es braucht ein robustes Risikomanagementsystem, um Risiken proaktiv zu begegnen. Dazu gehört die Implementierung von klaren Prozessen aus den folgenden fünf Schritten:

  1. Risikoidentifizierung,
  2. Risikobewertung,
  3. Risikosteuerung,
  4. Risikoüberwachung und
  5. Notfallpläne für kritische Risiken.

Solche Systeme sind nicht nur in großen Unternehmen, sondern auch in kleinen und mittelständischen GmbHs von Bedeutung, um finanzielle Verluste zu minimieren und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Diversifizierung der GmbH ist eine der effektivsten Strategien zur Risikominderung. Das bedeutet, dass beispielsweise nicht alle Kunden der GmbH aus derselben Branche stammen, Produkte von verschiedenen Lieferanten bezogen werden, um Lieferengpässe zu vermeiden, ein breiteres Angebot an Produkten angeboten wird. Ein Lebensmittelhersteller könnte z.B. neben herkömmlichen Produkten auch Bioprodukte oder vegane Alternativen auf den Markt bringen. Ein anderes Beispiel ist das Unternehmen Apple, das die Abhängigkeit vom iPhone durch die Entwicklung neuer Einnahmequellen wie Services, Wearables und Software verringert hat.

Durch die Streuung von Risiken, die durch die Diversifizierung entsteht, kann eine GmbH Verluste in einem Bereich durch Gewinne in einem anderen ausgleichen. Darüber hinaus spielt das Liquiditätsmanagement eine zentrale Rolle, da ausreichende Liquidität Unternehmen die Flexibilität gibt, in Krisenzeiten schnell zu reagieren.

Exkurs: Liquiditätsmanagement

Liquidität ist für jede GmbH von zentraler Bedeutung. Dennoch unterschätzen viele Geschäftsführer die Bedeutung eines sorgfältigen Liquiditätsmanagements. Sie konzentrieren sich stark auf Wachstum und Umsatzsteigerung, ohne darauf zu achten, ob genügend liquide Mittel vorhanden sind, um laufende Kosten zu decken. Dies führt nicht selten zu Liquiditätsengpässen. In solchen Situationen verfügt eine GmbH kurzfristig nicht über genügend Mittel, um Verbindlichkeiten wie Gehälter, Rechnungen von Lieferanten oder Mietzahlungen zu bezahlen.

Selbst GmbHs, die auf den ersten Blick erfolgreich erscheinen und guten Profit haben, können von Liquiditätsproblemen betroffen sein, wenn beispielsweise ein Zeitverzug zwischen Eingangs- und Ausgangsrechnungen besteht und Kunden eine zu lange Zahlungsfrist eingeräumt wird. Daraus entstehende Liquiditätsengpässe können das Tagesgeschäft stören, Geschäftsmöglichkeiten behindern oder im schlimmsten Fall zur Insolvenz führen. Durch eine vorausschauende Planung der Liquidität, den Einsatz geeigneter Liquiditätsmanagement- Tools und ein gut organisiertes Forderungsmanagement sowie gute und gesunde Zahlungsmodalitäten können solche Probleme jedoch vermieden werden.

Risikoanalyse: Ein wichtiges Tool

Die Risikoanalyse ist ein unverzichtbares Instrument für Unternehmer, um potenzielle Gefahren zu erkennen und zu steuern. Die Kombination aus den genannten Ansätzen ermöglicht es Ihnen, Risiken in Ihrer GmbH effektiv zu managen und Chancen zu nutzen. Dabei ist es besonders wichtig, die Risiken im Blick zu behalten und schnell zu reagieren, wenn ein Szenario sich verschärft. Die Risikoanalyse ist außerdem fester Bestandteil einer nachhaltigen Finanzstrategie, da sie für die langfristige Stabilität einer GmbH wichtig ist. GmbHs, die die Bedeutung der Risikoanalyse erkennen und strategisch nutzen, sichern sich einen Wettbewerbsvorteil und stärken ihre finanzielle Stabilität in unsicheren Zeiten.

Rebecca Troch

Rebecca Troch ist Finanzexpertin und Virtual CFO. Nach fast 20 Jahren im Controlling und Finanzmanagement gründete sie 2018 Counting the Apples Consulting. Sie hilft Unternehmern und Gründern, ihre Zahlen endlich zu verstehen und faktenbasierte Entscheidungen zu treffen. Gemeinsam mit ihren Kunden erstellt sie alle relevanten Unterlagen. Als Virtual CFO ist Rebecca Troch vor allem für Agenturen im Bereich Marketing, Social Selling und Personal Branding sowie Influencer tätig.

Weitere Informationen unter: www.countingtheapples.de

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