Profitieren statt prokrastinieren: Geldanlage für Business-Frauen

Schon seit Jahren geht in Deutschland der Anteil von Frauen zurück, die aktiv an der Börse investieren. Selbst Unternehmerinnen und Führungskräfte zögern häufig, über die Kapitalmärkte finanziell langfristig vorzusorgen. Dieser Beitrag beleuchtet die Ursachen, zeigt die Risiken des Abwartens – und ermutigt zum Einstieg.

Status quo: Frauen investieren weniger

Aktuelle Studien, etwa vom Deutschen Aktieninstitut oder vom Bankenverband, zeigen: Immer weniger Frauen investieren in renditestarke Anlagen: 2024 sank die Zahl der weiblichen Anleger erneut, diesmal um 297.000 im Vergleich zum Vorjahr. Bei Männern hingegen stieg sie um 98.000. Legen Frauen dennoch Geld zurück, fließt es meist in ertragsarme Sparformen wie Sparbuch oder Tagesgeld. Erschwerend kommt hinzu: Frauen verdienen oft weniger (Gender Pay Gap), verfügen über weniger Vermögen (Gender Wealth Gap) und erhalten niedrigere Altersbezüge (Gender Pension Gap).

Konsequenzen: Finanzielle Abhängigkeit droht

Ein fehlender Vermögensaufbau kann für Frauen weitreichende Folgen haben. Es droht die finanzielle Abhängigkeit – etwa von Partnern, staatlicher Unterstützung oder dem eigenen Betriebsvermögen. Altersarmut wird zur realen Gefahr, oft begleitet von der Notwendigkeit, sich im Ruhestand etwas hinzuverdienen zu müssen. Die höhere Lebenserwartung von Frauen verschärft die Herausforderung zusätzlich. Unternehmerinnen sollten bedenken: Betriebliche Vermögenswerte sind nicht automatisch liquide.

Ursachen: Warum zögern Frauen beim Investieren?

Die Gründe für die Zurückhaltung sind breit gefächert. In vielen Familien galten Finanzen lange als Männersache – Geldangelegenheiten regelte der Vater, später oft der Partner. Zudem mangelt es an weiblichen Vorbildern in der Finanzwelt, die Sprache der Branche ist häufig technisch und männlich geprägt, Diversität in der Beratung kaum vorhanden. Zeit ist ein weiterer Faktor: Wer beruflich stark eingebunden ist und familiäre Verantwortung trägt, schiebt das Thema Geldanlage leicht auf. Hinzu kommt, dass zahlreiche Frauen ihr Finanzwissen unterschätzen und eine besonders ausgeprägte Risikoaversion zeigen.

Chancen: Frauen als erfolgreiche Anleger

Die gute Nachricht: Viele Frauen verfügen über Eigenschaften, die sich beim langfristigen Investieren als klarer Vorteil erweisen – etwa Geduld, Disziplin und ein realistisches Gespür für Chancen und Risiken. Studien belegen: Anlegerinnen erzielen im Durchschnitt sogar bessere Renditen als ihre männlichen Kollegen. Es lohnt sich also, das Zögern hinter sich zu lassen. Was zählt, ist ein Perspektivwechsel: Nicht perfektes Timing oder tiefes Vorwissen machen den Unterschied – entscheidend ist der Mut zum ersten Schritt.

Lösung: Investieren statt nur sparen

Wer Vermögen aufbauen will, sollte das Geld nicht auf zinsarmen Konten parken, sondern es für sich arbeiten lassen: breit gestreut, planvoll und mit Geduld. Klassisches Sparen wirft meist nur geringe Zinsen ab, die kaum mit der Inflation Schritt halten. Beim Investieren hingegen sind die langfristigen Renditechancen deutlich höher. Gerade bei Aktien oder ETFs gelten durchschnittlich 7 Prozent jährlich als realistisch – auf lange Sicht ein echter Vermögensmotor.

Ein einfaches Rechenbeispiel: Wer über 20 Jahre hinweg monatlich 200 Euro spart, erzielt bei einem Zinssatz von 2,3 Prozent ein Endkapital von rund 60.874 Euro. Bei einer durchschnittlichen Rendite von 7 Prozent wären es 104.185 Euro. Das Ergebnis: über 43.000 Euro mehr Vermögen – allein durch den Zinseszinseffekt. (Inflation und Steuern wurden im Beispiel nicht berücksichtigt.)

Praxis: So gelingt der schnelle Einstieg

Der Weg zur eigenen Geldanlage ist heute einfacher denn je und lässt sich in wenigen Schritten umsetzen:

  1. Depotanbieter wählen: Zur Auswahl stehen Filialbanken, Direktbanken oder spezialisierte Online-Broker. Wichtige Kriterien sind Gebührenstruktur, Benutzerfreundlichkeit, Serviceangebot und Produktauswahl. Besonders günstige und benutzerfreundliche Lösungen bieten Online-Broker wie Scalable Capital oder Trade Republic.
  2. Depot eröffnen: Die Kontoeröffnung funktioniert online in wenigen Minuten – meist über App, Video-Ident-Verfahren und digitaler Unterschrift.
  3. Anlageklassen wählen: Als solide Basis gelten ETFs (Exchange Traded Funds, also börsengehandelte Indexfonds): Sie investieren breit gestreut in viele Werte, sind transparent, kostengünstig und gelten als risikoärmer als Einzelaktien.
  4. ETF-Sparplan einrichten: Einfach monatlichen Betrag, Ausführungstag und Zahlungsart festlegen – und der Vermögensaufbau läuft automatisiert im Hintergrund.

ETF-Auswahl: Eine gute Option für den Anfang

Ein sinnvoller Einstieg in die langfristige Geldanlage gelingt mit globalen Aktien-ETFs, die Tausende von Unternehmen unterschiedlicher Größe aus Industrie- und Schwellenländern abbilden. Grundlage sind breit gestreute Indizes wie der FTSE All-World Index oder der MSCI All Country World Index (MSCI ACWI).

Beispielsweise erreichte der Vanguard FTSE All-World UCITS ETF Acc (WKN/Wertpapierkennnummer A2PKXG) seit seiner Auflegung im Juli 2019 eine durchschnittliche jährliche Rendite von rund 10 Prozent. Er thesauriert automatisch Dividenden, das heißt, die Erträge werden reinvestiert (auch „akkumulierend“ oder „Acc“ genannt). Parallel existiert eine ausschüttende Variante („distributing“ bzw. „Dist“), die die Dividenden regelmäßig auf das Verrechnungskonto auszahlt.

Rendite steigern: Mehr Chancen, mehr Risiko

Mehr Rendite – aber auch mehr Risiko – bieten ETFs, die enger gefasst sind. Der beliebte MSCI World konzentriert sich beispielsweise ausschließlich auf Industrieländer und schließt Schwellenländer (Emerging Markets) aus. Noch spezifischer sind ETFs, die sich auf einzelne Märkte wie die USA fokussieren, etwa den S&P 500. Ebenfalls enger gefasst sind Themen- oder Branchen-ETFs, z.B. zu erneuerbaren Energien oder Cybersecurity.

Die Wahl des passenden Sparplan-ETFs hängt immer von der persönlichen Risikobereitschaft ab. Wer keine Zeit oder Lust hat, sich regelmäßig zu informieren oder Anpassungen vorzunehmen, ist mit einem global investierten ETF gut beraten.

Eine weitere Möglichkeit ist der Kauf von Einzelaktien. Hier sind die Chancen auf hohe Gewinne größer, aber auch das Risiko deutlich höher. Dieser Weg ist spannend und kann lukrativ sein, aber eher für erfahrene Anlegerinnen geeignet. Gold kann das Portfolio abrunden. Hier eignen sich Gold-ETCs (Exchange Traded Commodities) wie EUWAX Gold II oder Xetra-Gold. Vorteil: Verkauf nach einem Jahr Haltedauer ist steuerfrei.

Psychologische Fallstricke vermeiden

Anlegerinnen scheitern nicht am fehlenden Wissen, sondern an Emotionen: Angst vor Verlusten, überzogene Renditeerwartungen oder der Versuch, den perfekten Einstiegszeitpunkt zu erwischen. Übertriebene Vorsicht und Perfektionismus sind häufige Stolpersteine beim Start – beides kann langfristig teuer werden. Deshalb gilt: lieber unperfekt starten als perfekt zögern. Wer investiert, sollte wissen, dass Kursschwankungen ganz normal sind – der größte Fehler ist meist, in Panik zu verkaufen. Informationen sollten über seriöse Medien beschafft werden. Als Beispiele dienen finanzfluss, justETF oder extraETF. Schließlich: Wertpapiere nie auf Kredit kaufen!

Fazit: Jetzt den ersten Schritt machen

Die Zeiten, in denen Frauen Finanzen den Männern überlassen, sollten der Vergangenheit angehören. Finanzielle Unabhängigkeit ist kein Luxus, sondern ein entscheidender Faktor für ein selbstbestimmtes Leben – besonders für Unternehmerinnen und Frauen in Führungspositionen. Wer sich informiert, klein anfängt und konsequent dranbleibt, wird mit jedem Schritt sicherer und souveräner. Der beste Zeitpunkt zu starten? Heute.

Oliver Kepka

Oliver Kepka ist Diplom-Kaufmann und arbeitet als Marketing Manager in einem internationalen Konzern. Er referiert und schreibt regelmäßig zu diversen Themen, z.B. Social Selling, Fotografie, Psychologie der Eigensicherung oder Geldanlage. Kepka hat darüber hinaus mit dem „BusinessCamp Bonn“ ein fest etabliertes Barcamp geschaffen, das auch überregional eine feste Größe ist und regelmäßig Fach- und Führungskräfte aus ganz Deutschland zusammenbringt. Am 26. März 2026 wird es bereits zum sechsten Mal stattfinden.

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Rechtlicher Hinweis: Bei diesem Beitrag handelt es sich nicht um eine Anlageberatung im Sinne des Wertpapierhandelsgesetzes. Die dargestellten Inhalte spiegeln persönliche Erfahrungen und Einschätzungen des Autors wider und dienen ausschließlich der allgemeinen Information. Sie ersetzen keine individuelle, auf persönliche finanzielle Verhältnisse abgestimmte Beratung durch eine qualifizierte Fachperson.
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