Der heutige Arbeitsmarkt hat sich im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten gravierend verändert. Es ist längst nicht mehr selbstverständlich, dass alle Arbeitgeber sich ihre Mitarbeiter aussuchen können, also nur die besten Bewerber nehmen. In vielen Branchen führt der Mangel an gut ausgebildeten und kompetenten Arbeitskräften stattdessen dazu, dass qualifizierte Arbeitnehmer sich in einer stärkeren Position befinden: Sie können unter mehreren Angeboten wählen. Gleichzeitig wird der Konkurrenzkampf unter den Arbeitgebern härter, Unternehmen aus dem Mittelstand haben es hier häufig noch schwerer als die großen Konzerne. Sie müssen neben einem guten Gehalt auch die Möglichkeit zu Weiterbildungen und Schulungen bieten, um gute Mitarbeiter anzuwerben und langfristig zu halten.
Das Thema persönliche Weiterentwicklung steht auf dem Wunschzettel vieler Arbeitnehmer weit oben. Sie wollen ihre Fähigkeiten erweitern und verbessern und dabei von ihrem Arbeitgeber gefördert und unterstützt werden. Eine Studie, die das Forschungsinstitut Dynata im Auftrag des E-Learning-Anbieters Keelearning durchführte, weist allerdings darauf hin, dass der deutsche Mittelstand hier noch viel Verbesserungsbedarf hat.
Digitalisierung im Rückstand
Gerade im Bereich der digitalen Weiterbildung gib es der Studie zufolge ungenutzte Möglichkeiten. Besonders Arbeitsnehmer, die sich nicht mehrheitlich im Büro befinden – wie etwa in Industrie und Handel –, haben nicht die Möglichkeit sich abseits eines Schreibtischs digital fortzubilden: Ein Drittel der Befragten konnte an solchen Maßnahmen ausschließlich vor Ort teilnehmen. Noch besorgniserregender ist, dass 41 Prozent der Studienteilnehmer sich innerhalb ihres Unternehmens überhaupt nicht weiterbilden konnten. Hier hat der Mittelstand dementsprechend noch großen Verbesserungsbedarf. Eine Möglichkeit sind mobile digitale Lernplattformen, die sich auch über Handys oder Tablet nutzen lassen, also nicht auf einen Schreibtischarbeitsplatz angewiesen sind.
Problemfeld Onboarding
Die Studie zeigt darüber hinaus, dass neben klassischen Weiterbildungen vor allem die Einarbeitungszeit in mittelständischen Unternehmen häufig eine Quelle für Frust ist. Gerade diese Zeitspanne ist von größter Bedeutung, wenn es darum geht, die frisch angeworbenen Fachkräfte an das eigene Unternehmen zu binden. Immerhin fließen in den Recruiting-Prozess jedes Mal finanzielle Mittel und Arbeitszeit, die sich letztlich auszahlen sollen.
Umso alarmierender ist es, dass gut ein Viertel der Befragten unzufrieden mit der Einarbeitungszeit war bzw. ist. Ein Fünftel der Arbeitnehmer berichtete sogar, dass ein schlechtes Onboarding sie schon einmal zu einer Kündigung in der Probezeit bewegt hat. Die Hauptgründe: Unzufriedenheit mit dem Team und eine zu oberflächliche und unstrukturierte Einarbeitung. 42 Prozent beklagten darüber hinaus, dass Pflichtunterweisungen (z.B. zur Arbeitssicherheit, Datenschutz usw.) zu viel Zeit gekostet hätten.
Sprachbarrieren sind eine zunehmende Herausforderung
Da viele Unternehmen ihre offenen Stellen inzwischen international besetzen, werden die nun geschilderten Probleme immer öfter durch Sprachbarrieren verschärft. 33 Prozent der Nicht-Muttersprachler berichten gemäß der Studie von Kommunikationsproblemen auf der Arbeit. Darunter leiden natürlich auch Einarbeitung und Weiterbildung, die Erstellung von individuellem Lernmaterial bedeutet erheblichen Arbeitsaufwand. Besser ist es Inhalte zu standardisieren und einmalig in einer oder mehreren Sprachen vorzubereiten, sodass sie bei Bedarf dauerhaft zur Verfügung stehen – ob in Büro, Homeoffice oder der Werkhalle.
Fazit
Viele Unternehmen aus dem Mittelstand stehen vor der anspruchsvollen Aufgabe, ihre Weiterbildungsangebote zu verbessern und zu erweitern. Der Zugriff auf mobil nutzbare digitale Lernplattformen kann – neben klassischem Lernen in Präsenz – eine Möglichkeit sein, auch Mitarbeitern abseits eines festen Büroarbeitsplatzes die Möglichkeit zur Fortbildung zu geben. Von gut zugänglichen und effektiven Weiterbildungssystemen profitieren Unternehmen immer, denn sie helfen dabei, wichtige Fachkräfte zu werben und zu binden.