Marktpräsenz und Recht: Wie sich Unternehmen gegen Wettbewerbsfallen wappnen

Eine wachsende Marktpräsenz bringt einem Unternehmen zwar Umsatz, birgt aber auch rechtliche Risiken. Ungenaue Werbung, irreführende Preisangaben oder nicht zertifizierte Aussagen führen oft zu teuren Abmahnungen. Dieser Beitrag zeigt, wie sich solche Fallstricke vermeiden lassen.

Wachsende Marktpräsenz erhöht das Risiko

Je präsenter ein Unternehmen ist, desto wichtiger sind überprüfbare und korrekte Inhalte. Dadurch steigen aber auch die Anforderungen an das Marketing, die Werbung und die digitale Kommunikation. Eine absolute Fehlerfreiheit ist hier Pflicht. Alle Aussagen über ein Produkt, die Eigenschaften, den Preis und die Verfügbarkeit müssen vollständig, eindeutig und klar belegbar sein. Rechtssicherheit sollte daher von Anfang an mitgedacht werden.

Kleine Fehler mit großer Wirkung

Abmahnungen im E‑Commerce gehören zu den regelmäßigen rechtlichen Herausforderungen für Unternehmen. Das liegt auch daran, dass Wettbewerber und Verbände die Marktauftritte immer aufmerksamer verfolgen und bei einem eventuellen Verstoß sehr schnell reagieren. Oftmals ist die Folge eine Abmahnung im Wettbewerbsrecht mit Unterlassungsforderungen und teuren Vertragsstrafen. Zu den häufigsten Auslösern gehören nicht belegte Werbeaussagen (z.B. mit dem Begriff “Testsieger”), unklare Preisangaben oder ungenaue Informationen zur Lieferung. Selbst die Verwendung der falschen Produktfotos kann zu wettbewerbsrechtlichen Auseinandersetzungen führen, weil etwa Zubehör abgebildet ist, welches nicht zum Lieferumfang gehört. Selbst minimale Ungenauigkeiten haben oft erhebliche rechtliche Konsequenzen. Es ist jedoch auch zu berücksichtigen, dass die rechtlichen Bestimmungen im E-Commerce immer komplexer werden und zunehmen. Das wiederum macht es Unternehmen schwieriger, alle erforderlichen Regelungen umzusetzen.

Rechtssicherheit durch klare Prüfprozesse

Prävention ist hier ganz klar die effektivste Maßnahme und viel günstiger als die spätere Reaktion und Verteidigung nach einer Abmahnung. Die Realisierung von Compliance ist dabei essenziell. Die vollständige Angabe von Mehrwertsteuer, Grundpreisen und möglichen Versandkosten muss ebenso selbstverständlich sein wie die Erfüllung sämtlicher Kennzeichnungspflichten.
Außerdem:

  • Sind alle Pflichtangaben regelkonform vorhanden? (z.B. Impressum, AGB, Widerrufsbelehrung)
  • Wird die DSGVO zu 100 Prozent eingehalten?
  • Werden geschützte Marken, Texte, Bilder oder Logos stets mit der erforderlichen Berechtigung genutzt?

Bereits in der Konzeptphase sollten Unternehmen juristische Prüfprozesse etablieren und die Mitarbeitenden entsprechend sensibilisieren. Oft ist es hilfreich, Workshops für das Team anzubieten, welche das entsprechende Wissen vermitteln und über die aktuelle Gesetzeslage informieren. Eindeutig definierte Abläufe und Prozesse für Freigaben sorgen nicht nur für Verlässlichkeit innerhalb der Kommunikation, sondern auch für Sicherheit. Ergänzend kann es sinnvoll sein, sich bei komplexen Fragen rechtliche Beratung einzuholen, um mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen.

Die Bekämpfung von Abmahnmissbrauch ist besonders im E-Commerce ein wichtiger Aspekt. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen ist eine Abmahnung nicht nur mit hohen Kosten, sondern auch mit einem enormen zeitlichen Aufwand sowie viel Stress und spürbaren Imageschäden verbunden. Frühzeitige Prüfungen und klare Prozesse verhindern Abmahnungen und Reputationsverluste.

Sandra May

Sandra May ist Autorin und juristische Expertin für IT- und Strafrecht, spezialisiert auf Wettbewerbs- und Urheberrecht. Nach dem Referendariat wechselte sie in den Journalismus und berichtet über komplexe rechtliche Themen, die sie präzise und verständlich vermittelt.

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