Im Industrieviertel des Bonner Stadtteils Beuel, direkt hinter den großzügigen Wiesenflächen, auf denen jährlich die Traditionskirmes „Pützchens Markt“ stattfindet, ist ein prunkvolles Theater nicht das erste, was man dort erwartet. Und doch haben die Entertainer Knut Vanmarcke und Dirk Vossberg-Vanmarcke hier buchstäblich ihr Zelt aufgeschlagen.
Vier Jahre stand der historische Spiegelzeltbau von 1935 auf offener Fläche an der gut befahrenen B9 mit Dauerbeschallung von IC, ICE und Interregio direkt hinter dem überschaubaren Grundstück. Dem Erfolg von „Malentes Theater Palast“ hat die lärmende Kulisse jedoch keinen Abbruch getan.
Vom ersten Tag an konnte das Direktorenpaar Vanmarcke ein beständig ausverkauftes Haus verbuchen. Zu verdanken ist das einer Kombination aus gut gelauntem Musiktheater, dem Retrocharme des fast 100-jährigen Spiegelzeltbaus und einer 20-jährigen Tourneekarriere, auf der eine angestammte Fanbase beruht.
Knut Vanmarcke und Dirk Vossberg-Vanmarcke (Künstlername: „Familie Malente“, benannt nach Schlagerstar Caterina Valente und dem Kurort in Schleswig-Holstein, wo einst die deutsche Fußballnationalmannschaft für ihren WM-Sieg trainierte) sind Entertainer mit Leib und Seele. Dass sie nach zwei Jahrzehnten genug hatten vom täglichen Umherreisen und beschlossen, mit einem eigenen Theater sesshaft zu werden, erwies sich für Bonn als echter Segen. Busweise reisen die Fans an den Rhein, um „ihre“ Malentes wiederzusehen.
Ein Erfolgsmodell auch in schwierigen Zeiten
Die Malentes Theater Palast Vergnügungsbetriebe GmbH ist ein Erfolgsmodell, dem auch Corona nichts anhaben konnte. Als sämtliche Indoor-Aktivitäten untersagt waren, ließen die Vanmarckes auf dem Gelände hinter ihrem Theater einen Autoscooter aufbauen, den sie als überdachte, nach allen Seiten offene Spielfläche nutzten. Das Ergebnis: ein volles „Haus“, wo selbst in bedrückenden Pandemiezeiten unbeschwerte Stunden möglich waren.
Als findig erwiesen sich die beiden Theatermacher auch, als ihnen die Stadt aufgrund eines nicht ausreichend breiten Zufahrtswegs zum hauseigenen Parkplatz (verlangt wurden mindestens fünfeinhalb Meter – rund zwei Meter breiter als ein Leopard 2) die Verlängerung der Betriebserlaubnis verweigerte. Trotz eines weiterlaufenden Pachtvertrags blieb nur die Suche nach einem neuen Standort für den bis dato makellos laufenden Betrieb.
Die Vanmarckes machten aus der Not eine Tugend und beschlossen, ihr Spiegelzelt künftig unter ein schützendes Dach zu stellen, sodass Wind und Wetter dem historischen Bau nichts mehr anhaben konnten. Ein bisschen Glück trug dazu bei, dass die Lagerhalle des Schaustellers Hubert Markmann – ehemals Stätte des historischen Jahrmarkts in Pützchen – zur Verfügung stand und man sich schnell einig wurde. Doch über den Plänen schwebte ein gewaltiges Damoklesschwert.
Langer Kampf um die Betriebsgenehmigung
Vor den Vanmarckes lagen Monate des zähen Verhandelns mit der Stadt, deren einzelne Ämter uneinig waren über die Bedingungen, unter denen der Spielbetrieb in der Halle aufgenommen werden konnte – wenn überhaupt. Am Ende verzögerte sich die Eröffnung um anderthalb Monate, 16 Vorstellungen und die zugehörigen Einnahmen waren vollständig verloren. Aber: die Genehmigung lag auf dem Tisch und das Theater eröffnete am neuen Standort, den die Vanmarckes mit dem typischen Malente-Augenzwinkern in „Beuel Albert Hall“ umtauften.
Dort steht das Spiegelzelt nun inmitten eines eigens eingerichteten Straßenzugs, der an das Paris der 1920er Jahre erinnert, garniert mit einer Bar von 1894, in der vor den Shows und in der Pause mit Prosecco oder dem hauseigenen „LoCoeur“ angestoßen werden kann. „Hier bleiben wir jetzt, bis wir in Rente gehen“, versichern die beiden Theatermacher und sind sich noch nicht einig, ob das in zehn oder elf Jahren sein wird. „Rheinisch betrachtet müssen es ja vermutlich elf Jahre werden.“
Thomas Lenz
PR-Berater