Was tun, wenn die Kunden unregelmäßig, spät oder gar nicht zahlen? Wer seine Liquidität verlässlich planen möchte – und das wäre vor allem in und nach einer Krise wichtig –, hat mit Factoring eine gute Möglichkeit, ein beträchtliches Risiko auszulagern.
Die Creditreform Bonn legt in Kürze ihre neueste Studie zur „Wirtschaftsdynamik in der Region Bonn/Rhein-Sieg“ vor. Ein erster Blick auf die Ergebnisse zeigt u.a., dass sich in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis – wie auch in der deutschen Gesamtwirtschaft – der Anteil überfälliger Rechnungen an den Gesamtrechnungen der Unternehmen im Corona-Krisenjahr 2020 erhöht hat. In der Region stieg er von 19,8 auf 21%. Das heißt: Mehr als jede fünfte Rechnung wird zu spät bezahlt.
Das kann zum Problem werden. Denn für die Liquiditätssituation von Unternehmen ist das Zahlungsverhalten der Kunden von entscheidender Bedeutung. Besonders für kleine und mittlere Betriebe, die über eine eher dünne Eigenkapitaldecke verfügen, kann mangelnde Zahlungsmoral existenzbedrohende Ausmaße annehmen.
Zwar blieb die von vielen Expertinnen und Experten befürchtete Insolvenzwelle infolge der Corona-Krise vorerst aus. Viele Unternehmen konnten sich über Wasser halten, weil sie vor der Krise gut gewirtschaftet hatten und/oder in der Krisenzeit von staatlicher Unterstützung profitieren konnten. Zudem hatte die Bundesregierung frühzeitig die Pflicht zur Insolvenzanmeldung bei pandemiebedingter Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung ausgesetzt und diese Regelung mehrfach verlängert.
Aber: Erstens gilt seit 1. Mai wieder die übliche Insolvenzantragspflicht und zweitens nahm während der Krise in einigen Branchen trotzdem die Zahl von Betrieben zu, die ihre Liquiditätsreserven mehr oder weniger aufgebraucht haben. „Selbst wenn die Umsätze dank der Lockerungen in vielen Bereichen wieder steigen, kann es schwierig werden“, betont Jörg Rossen, Geschäftsführer der Creditreform Bonn Rossen KG, der die Wirtschaftsdynamik- Studie seit vielen Jahren in Auftrag gibt. „Denn so lange die Umsätze nicht die alte Höhe erreichen, kann die Liquidität knapp werden“. Viele Betriebe sind aber sogar auf höhere Umsätze als vor der Krise angewiesen, denn wenn sie staatliche Hilfen in Form von KfW-Krediten in Anspruch genommen haben, müssen sie diese irgendwann bedienen. Zudem müssen sie neues Wachstum finanzieren. Das bindet zusätzliche Liquidität. Und dann sind da noch die Kunden, Lieferanten und Geschäftspartner, die vielleicht selbst in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. Eine komplizierte Gemengelage.
Zahlungsrisiken auslagern
„Wie man es auch dreht und wendet: Das Risiko von Zahlungsverzögerungen oder gar Forderungsverlusten gehört leider bei vielen vor allem kleinen und mittleren Betrieben zum Alltag, zumal in oder unmittelbar nach einer Krise“, weiß Rossen. Dabei machen sich viele Unternehmerinnen und Unternehmer nicht hinreichend bewusst, welche Folgen ein Forderungsausfall wirklich hat. Ein Rechenbeispiel verdeutlicht die Dimension: Die Muster GmbH erzielt einen Jahresumsatz von 1 Mio. €. Die Umsatzrendite beträgt 2%, der Gewinn liegt also bei 20.000 €. Um nun einen Forderungsausfall von nur 0,5% des Umsatzes, also 5.000 € ausgleichen zu können, müsste die Beispiel GmbH ihren Umsatz um 250.000 €, also 25% steigern.
Und wie gesagt: Auch wenn die Zahlungen verspätet doch noch eingehen, kann das auf Dauer zur Schieflage führen, denn permanent ist man genötigt, in Vorleistung zu gehen, um seinerseits Verbindlichkeiten zu bedienen. Dies kann in erheblichem Maß Kapital binden.
Die gute Nachricht: In dieser Lage muss man nicht verharren. Es gibt nämlich eine Möglichkeit, sich vom Zahlungsverhalten seiner Kunden freizumachen, ein tägliches Risiko also nicht einzugehen, oder richtiger: es auszulagern. Diese Möglichkeit lautet: Factoring.
Wer keine Kapazitäten für ein voll ausgeprägtes, professionelles Debitorenmanagement hat oder die Mühe scheut und wer nicht in der Position ist, enge Zahlungsziele vereinbaren und auch durchsetzen zu können, tut gut daran, sich einen Partner zu suchen, der ihm die daraus resultierenden Risiken abnimmt.
Factoring – so geht‘s
„Wenn Sie Ihre Forderungen beispielsweise an Crefo-Factoring verkaufen“, betont Sven Brandau, Geschäftsführer der Crefo-Factoring Rheinland GmbH, „erhalten Sie bis zu 90% der Brutto-Rechnungssumme sofort ausbezahlt und den Rest, sobald der jeweilige Abnehmer die Rechnung bezahlt hat“.
Und so funktioniert’s: Nehmen wir wieder die Muster GmbH, kurz „M“. Sie schließt mit einem Factoring-Anbieter „F“ zunächst einen Factoring-Rahmenvertrag. Der umfasst einen Teil der Forderungen oder den Gesamtbestand. Dann informiert M seine Abnehmer, dass es seine Debitorenbuchhaltung an den Factoring-Partner F abgegeben hat. Dieser ist ab dann der Empfänger aller Zahlungen, während die Rechnungen jedoch weiterhin von M geschrieben und versandt werden.
Parallel übermittelt M alle Rechnungen als pdf-Datei per Mail an F. „In unserem Fall kann M sich auch im Kundenportal anmelden und dann dort die Rechnungen unkompliziert hochladen“, erläutert Brandau. F zahlt dann umgehend an M. Im Fall von Crefo-Rheinland dürfen die Kunden binnen 24 Stunden mit dem Geld rechnen – ein wertvoller Vorteil bei der Liquiditätsplanung.
Sobald der Abnehmer dann den jeweiligen Rechnungsbetrag an F gezahlt hat, informiert dieser seinen Kunden M.
Natürlich hat Factoring – wie jede Dienstleistung – seinen Preis. Fällig wird eine Factoring-Gebühr, deren Höhe von mehreren Faktoren abhängt, etwa: Branche, Factoring-fähiger Umsatz, Forderungslaufzeit, Prüfungskosten. Wer bereit ist, diesen Preis zu zahlen, erhält dafür Liquidität, Sicherheit und Service. „In unserem Fall liegt die Gebühr zwischen 0,5 und rund 3%, also im Skontobereich“, sagt Brandau.
Der Kostenaufwand ist also überschaubar. Und der Nutzen enorm: „Factoring ermöglicht eine zuverlässige Liquiditätsplanung“, betont Brandau, „zumal seriöse Factoring-Anbieter für die aufgekauften Forderungen das Risiko von Zahlungsausfällen zu 100% übernehmen“.
Brandau hat ein Rechenbeispiel parat. Ein Kunde der Muster GmbH erwirbt Ware im Wert von 6.000 € inklusive Mehrwertsteuer. Als Factoring-Gebühr wurde 1% vereinbart. Bei dieser Rechnung also: 60 €. Das Factoring-Unternehmen überweist M also, nachdem dieser die Rechnung im Kundenportal hochgeladen hat, binnen 24 Stunden 90% des Rechnungsbetrags abzüglich Factoring-Gebühr. M kann also verlässlich mit einer sofortigen Liquidität von 5.340 € planen. Die übrigen 600 € erhält M ebenfalls garantiert – nur eben erst dann, wenn der Kunde die Rechnung bezahlt hat. Das Risiko dafür liegt voll und ganz bei F.
Kundenbeziehungen positiv gestalten
F hat also ein hohes Interesse daran, dass der Geschäftspartner von M die Rechnung bezahlt. „Deshalb nutzen wir im Vorfeld alle Services innerhalb unserer Creditreform- Gruppe, um den betreffenden Kunden zu prüfen“, erläutert Brandau. Von der korrekten Firmenadresse bis zur Bonität bringt das Factoring-Unternehmen alle wichtigen Daten in Erfahrung. Auch davon profitiert M, denn F teilt dieses Wissen mit M, sodass dieser stets weiß, wie zuverlässig seine Kunden im Allgemeinen sind. So kann M einem Kunden A beispielsweise großzügige Zahlungsziele einräumen und dadurch die Kundenbeziehung positiv gestalten, während er dem Kunden B bei Auffälligkeiten engere Konditionen anbietet und mit C im Extremfall vielleicht gar keine Geschäfte mehr macht. Auch das sichert Liquidität.
Auch das Mahnwesen übernimmt F. „Dabei stimmen wir uns eng mit unserem Factoring-Kunden ab, bis hin zum Wording“, erläutert Brandau, „denn es sind ja schließlich seine Kunden, zu denen er teils schon lange Geschäftsbeziehungen unterhält“. Zunächst erfolgt eine freundliche Zahlungserinnerung, häufig telefonisch, meist lässt sich so informell klären, weshalb noch nicht gezahlt wurde. Falls nötig, folgt dann der weitere Mahnlauf. Alles bleibt im Blick und transparent. Auch das entlastet den Factoring-Kunden.
Die Muster GmbH hat noch einen weiteren Vorteil aus dem Factoring: Das Unternehmen kann wegen der sofortigen Liquidität seinerseits Rechnungen schnell bezahlen und somit aktiv die eigene Bonität positiv steuern. Zudem tauchen in der Bilanz keine unnötig hohen Forderungsbestände auf. Dies wiederum kann zu einem besseren Bilanzrating bei Banken führen.
Brandau empfiehlt Factoring ab einem Jahresumsatz von rund 250.000 € und für alle Firmen, die vorwiegend im B2B-Bereich aktiv sind. Seiner Beobachtung nach ist Factoring längst zum verbreiteten und betriebswirtschaftlich sinnvollen Geschäftsinstrument geworden. „Die Unternehmen kommunizieren damit ebenso selbstbewusst, dass ihnen ein faires Zahlungsverhalten und die eigene Liquidität wichtig sind“, erläutert Brandau. „Damit schaffen sie zugleich eine gute Grundlage für die Zeit nach der Krise“.
Seit der Gründung im Jahr 1879 ist es das Ziel von Creditreform, Unternehmen vor Forderungsausfällen zu schützen, die Liquidität vernichten und den Fortbestand von Unternehmen gefährden. Dieser Maxime sind alle Lösungen und Angebote von Creditreform verpflichtet.
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