Wenn es um günstige Konditionen bei Banken, Leasinggesellschaften und anderen Geldgebern geht, müssen Unternehmen künftig nicht nur ihre Bonität nachweisen, sondern auch ihre Anstrengungen in Sachen Nachhaltigkeit belegen. Worauf es ankommt und wie man die eigene Nachhaltigkeit transparent macht, darüber informieren Christian Eberhard, Geschäftsführer Creditreform Bonn Trier Rossen Eberhard GmbH & Co. KG, und Moritz von Padberg, Geschäftsführer Creditreform Köln v. Padberg GmbH & Co. KG
Bei Creditreform denkt man an Wirtschaftsauskünfte und Bonität. Nun bekommen Kunden bei Ihnen auf Wunsch auch den sogenannten ESG-Score. Was hat es damit auf sich?
Christian Eberhard: Die kurze Antwort lautet: Wir machen Nachhaltigkeit messbar.
Und die etwas längere?
Eberhard: Nun, dazu muss ich in der Tat etwas ausholen. Wer über eine Finanzierung mit Banken, Leasinggesellschaften und anderen Geldgebern spricht, wird künftig nicht nur seine Bonität nachweisen, sondern auch seine Anstrengungen in Sachen Nachhaltigkeit belegen müssen. Denn die Institute sind von europäischen und nationalen Aufsichtsbehörden angehalten, darauf zu achten, wie nachhaltig ihre Kunden wirtschaften und wie sehr Geschäftsmodelle bestimmten Umweltrisiken ausgesetzt sind. Wer hier punkten kann, steigert seine Chancen auf eine Finanzierung zu attraktiven Konditionen.
Nachhaltigkeit wird also zu einem strategisch sehr wichtigen Thema für die Unternehmen?
Moritz von Padberg: Definitiv. Nachhaltigkeit ist eines der gesellschaftlichen Megathemen und wird uns sehr viele Jahre beschäftigen. Damit wird sie auch für Unternehmen ein Muss. Bisher legen sie in einer herkömmlichen Bilanz ihre wirtschaftliche Situation offen. Die Folgen des unternehmerischen Handelns für Umwelt und Gesellschaft spielten bisher keine verpflichtende Rolle. Das ändert sich gerade grundlegend.
Wer ist denn betroffen?
Eberhard: Im Grunde sind das sämtliche Unternehmen. Und es geht nicht nur um Finanzierungsbedingungen. Auch Geschäftspartner werden künftig genauer hinschauen, welchen Stellenwert beim Gegenüber ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit einnimmt. Denken Sie z.B. an das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Es gilt seit 2024 für Unternehmen mit mindestens 1.000 Arbeitnehmern. Wer nun denkt, dass kleinere Unternehmen mit wenigen Angestellten fein raus sind, irrt sich. Das Gesetz regelt die unternehmerische Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten in globalen Lieferketten. Die Firmen müssen bestimmte Pflichten einhalten und dies dokumentieren. Das gilt aber nicht nur für sie selbst, sondern auch für das Handeln von Vertragspartnern und weiteren mittelbaren Zulieferern. Unternehmen treten also an alle ihre Geschäftspartner heran und verlangen von diesen ihrerseits Erklärungen zur Einhaltung der geforderten Pflichten. Das betrifft dann natürlich auch zahlreiche kleinere Unternehmen.
Padberg: Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist übrigens ein gutes Beispiel dafür, dass auch der soziale Aspekt unternehmerischer Nachhaltigkeit immer wichtiger wird, also beispielsweise faire und sichere Arbeitsbedingungen. Es geht um weit mehr als Klimaschutz.
Kommen wir auf den ESG-Score zurück. Was ist das und was haben Unternehmen davon?
Padberg: Versetzen wir uns kurz in die Lage eines mittelständischen Unternehmens, dass seine Nachhaltigkeitsanstrengungen nachweisen soll. Wie macht es das am besten, also mit so wenig Zeit- und Kostenaufwand wie möglich? Welche Form nutzt es? Am besten wäre doch, es ginge einfach und unkompliziert, wäre transparent, ließe sich vergleichen und könnte von allen eingesehen werden. Genau das leistet der ESG-Score. Eberhard: Vielleicht kurz zum Namen: Das „E“ steht für Environment, also alle Auswirkungen, die unternehmerisches Handeln auf Umwelt und Klima hat. „S“ steht für Social. Bewertet werden also Aspekte wie Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie gesellschaftliches Engagement. „G“ schließlich steht für Governance, also eine gute, seriöse Unternehmensführung, die Gesetze achtet und Steuerungs- sowie Kontrollprozesse pflegt.
Und wie funktioniert es?
Eberhard: Man muss sich einmalig kostenfrei im Creditreform-Portal „MyESG“ registrieren und den ESG-Fragebogen ausfüllen. Dieser umfasst die wichtigsten ESG-Kennzahlen und bereitet diese strukturiert auf. Es geht dabei um so unterschiedliche Aspekte wie den Energie- und Wasserverbrauch, die Quote weiblicher Beschäftigter oder Angaben zu den Unternehmenseigentümern.
MyESG: Eigene Nachhaltigkeit transparent machen
Wissen Sie, wie nachhaltig Ihr Unternehmen ist? Mit MyESG erfahren Sie, in welchen Bereichen Sie bereits sehr gut aufgestellt sind und wo Sie sich noch verbessern können. Was Sie dafür tun müssen? Registrieren Sie sich kostenfrei und füllen Sie einfach den ESG-Fragebogen aus.
Padberg: MyESG ist so angelegt, dass man einfach und intuitiv durch die Fragen geführt wird und sich schnell zurechtfindet. Das geht ganz unbürokratisch, der Aufwand ist überschaubar. Sollte sich Gesprächsbedarf ergeben, kann man sich selbstverständlich an Creditreform wenden, wir helfen dann schnell persönlich weiter.
Wie geht es nach der Analyse und Auswertung weiter?
Padberg: Die eingegebenen Daten sowie hochgeladenen Belege werden mithilfe eines objektiven und nachvollziehbaren Verfahrens analysiert und ausgewertet. Um messbar zu machen, wie Unternehmen in den drei relevanten Bereichen aufgestellt sind, hat Creditreform den ESG-Score entwickelt. Die eingegebenen Daten sowie die relevanten Daten, die von dem betreffenden Unternehmen ansonsten zur Verfügung stehen, fließen allesamt in die Auswertung ein. Dies ermöglicht eine verlässliche Beurteilung und eine persönliche ESG-Bewertung. Creditreform vergibt eine Note und einen entsprechenden Score-Wert für die jeweilige ESG-Performance.
Eberhard: Anhand dieser Werte können Unternehmen die Performance von Geschäftspartnern auf einen Blick beurteilen. Wir machen die ESG-Bemühungen der Unternehmen sichtbar. Jeder, der sich auf MyESG registriert hat, den Fragebogen ausfüllt und sich damit der Analyse und Beurteilung unterzieht, erhält das MyESG-Transparenzsiegel und kann es beispielsweise in die eigene E-Mail-Signatur einbinden. Zudem wird das MyESG-Label auf den Firmeneintragsseiten – übrigens Deutschlands größte Datenbank für Firmeninformationen – aktiviert. Damit sehen auch andere Unternehmen, dass man sich aktiv mit den ESG-Kriterien auseinandersetzt und mit Creditreform darüber kommuniziert.
Der ESG-Score ist dann aber nicht in Stein gemeißelt, oder?
Eberhard: Nein, im Gegenteil: Man kann über MyESG immer wieder seine Daten aktualisieren und so den eigenen Score verbessern. Das ist perspektivisch von enormer Bedeutung, denn in wenigen Jahren wird der ESG-Score auch Auswirkungen auf die Bonität haben: Ein schwacher ESG-Score wird die Bonität verringern, ein guter ESGScore hingegen den Bonitätsindex anheben.
Padberg: Unternehmen können sogar noch einen wichtigen Schritt weitergehen. Und zwar mit der Nachhaltigkeitsauszeichnung „EcoZert“. Um dieses Creditreform-Nachhaltigkeitssiegel zu erhalten, unterzieht sich ein Unternehmen einem intensiven Prüfprozess, der über den ESG-Score nochmals hinausgeht. Sind alle Kriterien erfüllt, erhält das Unternehmen die Nachhaltigkeitsauszeichnung für zwölf Monate sowie die begleitenden Unterlagen.
EcoZert: Die Visitenkarte für nachhaltiges Handeln
Die eigenen Nachhaltigkeitsmaßnahmen auszeichnen lassen und aktiv nach außen kommunizieren – dafür steht EcoZert, das neue Nachhaltigkeitssiegel von Creditreform. Das Zertifikat ist sozusagen die Visitenkarte für nachhaltiges Handeln und schafft Vertrauen bei Geschäftspartnern, Kunden, Kapitalgebern und Beschäftigten. Eines der ersten Unternehmen in der Region Köln/Bonn, das sich hat zertifizieren lassen, ist die Kurt Müller GmbH in Pulheim, ein national tätiger Großhandel für Hygienebedarf mit rund 100 Mitarbeitern.
„Eine gute Bonität, ein soziales, faires Miteinander und Engagement für Umwelt- und Klimaschutz – das alles verstehen wir unter Nachhaltigkeit“, betont Prokuristin Marion Müller. „Viele nennen sich nachhaltig, doch wir wollen es auch wirklich sein und das nachprüfbar nach außen zeigen. Deshalb haben wir uns für das Siegel EcoZert entschieden.“
https://www.creditreform.de/aktuelles-wissen/kundenerfolge/kundenerfolg-kurt-mueller
Weshalb sollte ein Unternehmen das machen?
Eberhard: Mit dem neuen Creditreform-Siegel können Unternehmen aller Größen ihr nachhaltiges Handeln deutschlandweit und international demonstrieren. Zugleich erhalten sie ein wirkungsvolles Kommunikationsinstrument, mit dem sie sich von ihren Wettbewerbern abheben können. Gerade kleinere Betriebe können damit Wirkung erzielen und positiv überraschen. Sie nennen sich nicht bloß nachhaltig – sie sind es wirklich und können das mit dem Siegel belegen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Zum Unternehmen:
Seit der Gründung im Jahr 1879 ist es das Ziel von Creditreform, Unternehmen vor Forderungsausfällen zu schützen, die Liquidität vernichten und den Fortbestand von Unternehmen gefährden. Dieser Maxime sind alle Lösungen und Angebote von Creditreform verpflichtet.
Weitere Informationen unter:
www.creditreform.de/bonn
www.creditreform.de/koeln