EcoZert: Nachhaltig mit Brief und Siegel

Interview

Die eigenen Nachhaltigkeitsmaßnahmen auszeichnen lassen und aktiv nach außen kommunizieren – dafür steht EcoZert von Creditreform. Das Zertifikat ist sozusagen die Visitenkarte für nachhaltiges Handeln und schafft Vertrauen bei Geschäftspartnern, Kunden, Kapitalgebern und Beschäftigten. Die Projektservice Schwan GmbH aus Meckenheim hat ihre Zertifizierung soeben um ein Jahr verlängert. Warum EcoZert? Darüber sprachen wir mit dem Geschäftsführer des mittelständischen Unternehmens, Holger Schwan, sowie mit Jörg Rossen, Geschäftsführer Creditreform Bonn Trier Rossen Eberhard GmbH & Co. KG.

Das Thema Nachhaltigkeit bekommt in Wirtschaft und Gesellschaft einen immer größeren Stellenwert. Das spüren auch Ihre Kunden, Herr Rossen.

Jörg Rossen: In der Tat. Wer über eine Finanzierung mit Banken, Leasinggesellschaften und anderen Geldgebern spricht, muss nicht nur seine Bonität nachweisen, sondern wird immer häufiger aufgefordert, auch seine Anstrengungen in Sachen Nachhaltigkeit zu belegen. Denn die Institute sind von europäischen und nationalen Aufsichtsbehörden angehalten, darauf zu achten, wie nachhaltig ihre Kunden wirtschaften und wie sehr Geschäftsmodelle bestimmten Umweltrisiken ausgesetzt sind. Das gleiche gilt übrigens auch an anderer Stelle – nämlich in den Lieferketten. Schon jetzt schauen Geschäftspartner genauer hin, welchen Stellenwert beim Gegenüber ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit einnimmt. Wer hier punkten kann, steigert seine Chancen auf eine Finanzierung zu attraktiven Konditionen.

Nachhaltigkeit wird also zu einem strategisch sehr wichtigen Thema für die Unternehmen.

Rossen: Definitiv. Nachhaltigkeit ist eines der gesellschaftlichen Megathemen und wird uns sehr viele Jahre beschäftigen. Damit wird sie auch für Unternehmer und Unternehmerinnen ein Muss. Bisher legen sie in einer herkömmlichen Bilanz ihre wirtschaftliche Situation offen. Die Folgen des unternehmerischen Handelns für Umwelt und Gesellschaft spielen bisher keine verpflichtende Rolle. Das ändert sich gerade grundlegend.

Es kommt also verstärkt auf Nachhaltigkeit an – und auf einen transparenten Umgang mit den entsprechenden Informationen.

Rossen: An mehr Nachhaltigkeit – und an mehr Auflagen, dieses Handeln auch zu dokumentieren, führt kein Weg vorbei. Man kann es aber auch anders formulieren: Wenn ein Unternehmen es mit der Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit ernst meint, dann spricht ohnehin nichts dagegen, dies nachweisbar zu belegen. Im Gegenteil: Das eigene Engagement nach außen zu kommunizieren, stellt Transparenz her und verschafft einem Unternehmen wichtige Vorteile.

Welche sind das?

Rossen: Erstens wird man als nachhaltiger Akteur wahr- und ernstgenommen. Zweitens gewinnt man ein positives Image. Drittens wird man als Arbeitgeber attraktiver. Viertens ist man ein seriöser Partner in der Lieferkette großer Auftraggeber. Und fünftens hat man gute Karten bei der Kreditvergabe.

Wie legen Firmen ihre Nachhaltigkeit denn am besten offen?

Rossen: Eine Variante ist es, die entsprechenden Unterlagen bereitzuhalten und auf Nachfrage Einblicke zu gewähren. Das ist allerdings mühsam und wenig effizient. Meine Empfehlung: Man lässt sich von einem seriösen Anbieter zertifizieren. Ein anerkanntes Zertifikat hat den Vorteil, dass es für sich spricht. Anders gesagt: Man hat sozusagen im Hintergrund den entsprechenden Zertifizierungsprozess durchlaufen und muss das dann nicht jedes Mal wieder tun, wenn ein Geschäftspartner einen Nachweis benötigt. Den liefert dann nämlich das entsprechende Siegel.

Ein solches Zertifikat ist „EcoZert“ von Creditreform. Herr Schwan, Sie machen sich seit einigen Jahren Gedanken über Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung und haben sich mit „EcoZert“ zertifizieren lassen. Weshalb?

Holger Schwan: Wir sind als mittelständisches Unternehmen mit rund 50 Beschäftigten im Messebau und in der Werbetechnik aktiv. Größere Unternehmen unterschiedlicher Branchen müssen ja längst Nachhaltigkeitsberichte erstellen. Doch immer mehr Auftraggeber, auch in unserer Branche, fordern in Ausschreibungen oder bei individuellen Anfragen auch von kleineren Betrieben wie uns bestimmte Nachweise. Wir sind also praktisch dazu gezwungen, das eigene Engagement darzulegen. Gleichzeitig ist Nachhaltigkeit für mich ein zentrales Anliegen. Es geht um einen angemessenen Umgang mit endlichen Ressourcen, aber auch mit unseren Mitarbeitenden, und gleichzeitig rechnet sich Nachhaltigkeit.

Haben Sie ein Beispiel?

Schwan: Inzwischen schaffen wir es im Messebau, rund 80 Prozent der eingesetzten Materialien nach der erstmaligen Nutzung weiterzuverwenden. So können wir unseren Kunden einen einzigartigen, also optisch ganz neuen, technisch einwandfreien Messestand bieten – ohne dass die eingesetzten Materialien alle neu sein müssen. Das ist ressourcenschonend und senkt die Kosten beim Einkauf.

Und es nervt Sie nicht, dass Sie heute mehr Nachweise erbringen und Ihre Schritte in Sachen Nachhaltigkeit dokumentieren müssen?

Schwan: Natürlich ist das mit Aufwand verbunden. Aber diese Entwicklung birgt doch auch eine Chance, nach außen zu zeigen, was wir in Sachen Nachhaltigkeit tun. Deshalb haben wir uns vor einem Jahr für „EcoZert“ entschieden – und haben das Zertifikat, das stets für zwölf Monate gilt – soeben erneuert.

Sie waren vor einem Jahr das erste Unternehmen in Ihrer Region mit „EcoZert“-Siegel.

Schwan: Der Weg dahin war anspruchsvoll, aber es hat sich gelohnt. Zumal wir mit der erstmaligen Zertifizierung ja auch erstmals einen detaillierten Bericht zum Status quo in unserem Unternehmen bekamen. Der zeigt genau, wo wir schon gut sind und wo wir weiter anpacken müssen. Das hat bei der Erneuerung der Zertifizierung sehr geholfen, wir konnten die Ergebnisse gegenüber dem Vorjahr klar verbessern.

Ausgezeichnet für Nachhaltigkeit:

Holger Schwan (l.), Geschäftsführer der Projektservice Schwan GmbH aus Meckenheim, erhält die „EcoZert“-Urkunde von Jörg Rossen, Geschäftsführer der Creditreform Bonn Trier Rossen Eberhard GmbH & Co. KG.

Wie müssen wir uns den Zertifizierungsprozess denn vorstellen?

Rossen: Creditreform beurteilt das nachhaltige Handeln des betreffenden Unternehmens. Dazu beantwortet das Unternehmen Fragen aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Geschäftsführung und belegt die Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Insgesamt sind das annähernd 100 Fragen. Drei Beispiele:

  • Hat Ihr Unternehmen ein Emissionsreduktionsziel?
  • Wieviel Prozent der gesamten Abfallmenge wurde recycelt?
  • Im Verhältnis zum Durchschnittsgehalt aller Frauen Ihres Unternehmens – wieviel höher oder niedriger ist das Durchschnittsgehalt aller Männer in Ihrem Unternehmen?

Auf Basis aller Antworten und Unterlagen stellen wir dann ein Prüfprotokoll zusammen, das zeigt, wo das Unternehmen bereits gut aufgestellt ist und wo es Verbesserungspotenziale gibt. Außerdem ermittelt Creditreform den Bonitätsindex des Betriebs, der zwischen 100 und 298 liegen muss. Darüber hinaus werden die Jahresabschlüsse von zwei Jahren auf aktuelle Risiken geprüft.

Ein sehr aufwändiger Prozess!

Rossen: Das stimmt, wobei der Aufwand bei der erneuten Zertifizierung schon deutlich niedriger ist, weil durch den erstmaligen Prüfprozess ja eine Systematik und viele Daten vorliegen, die dann nur fortgeschrieben werden müssen.

Schwan: Der erstmalige Zertifizierungsprozess war intensiv und mit viel Arbeit verbunden. Aber nochmal: Ich bereue ihn nicht. Denn wir können seitdem mit einer offiziell anerkannten Nachhaltigkeitsauszeichnung werben, die nicht jeder hat und die für Aufmerksamkeit sorgt. Nun sehen alle, was auch für ein kleineres Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit in unserer Branche alles möglich ist.

Wie kommt die Zertifizierung bei Ihren Auftraggebern an?

Schwan: Sagen wir so – es gab bisher keinen zusätzlichen Auftrag, den wir allein wegen „EcoZert“ bekommen hätten. Aber: Es ist schon ein spürbarer „Softfaktor“. Was ich meine: Wenn ein Auftraggeber uns und einen weiteren Anbieter in die engere Auswahl genommen hat, dann kann ein solcher Nachhaltigkeitsansatz, wie wir ihn verfolgen und mit „EcoZert“ auch ganz transparent belegen, den Unterschied machen.

Wo sehen Sie in Sachen Nachhaltigkeit noch Entwicklungsbedarf für Ihr Unternehmen?

Schwan: Zum einen haben wir in der Produktion einen hohen Energiebedarf, das liegt an den großen Druckmaschinen. Wir beziehen 100 Prozent Ökostrom, denken aber zusätzlich über eine Photovoltaikanlage nach, mit der wir mindestens ein Drittel des Bedarfs selbst decken könnten. Zum anderen macht uns natürlich das Thema Transport Sorgen. Das ist immer noch eine enorme Herausforderung. Es gibt immer noch keine Lkws mit E-Antrieb, die sich für lange Strecken eignen. Der für große Batterien benötigte Platz würde die Ladefläche enorm reduzieren.

Zum Unternehmen:

Seit der Gründung im Jahr 1879 ist es das Ziel von Creditreform, Unternehmen vor Forderungsausfällen zu schützen, die Liquidität vernichten und den Fortbestand von Unternehmen gefährden. Dieser Maxime sind alle Lösungen und Angebote von Creditreform verpflichtet.

Weitere Informationen unter:

www.creditreform.de/bonn
www.creditreform.de/koeln

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