Eine neue Studie der Unternehmensberatung GHK Management Consulting, durchgeführt unter wissenschaftlicher Leitung der Universität Mainz, offenbart erhebliche Defizite bei der Vorbereitung des deutschen Mittelstands auf die verpflichtende ESG-Berichterstattung (Umwelt, soziale Standards und Corporate Governance). Obwohl ab diesem Jahr alle börsennotierten Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern diese Berichte veröffentlichen müssen, sind viele Unternehmen nur rudimentär vorbereitet.
Hohe Kosten und geringe Erwartungen
Die große Mehrheit der befragten Führungskräfte, insgesamt 90 Prozent der Befragten, erwartet wenig Nutzen und zusätzliche Kosten durch das ESG-Reporting. Besonders größere Mittelständler wünschen sich eine automatisierte Lösung, doch die Implementierung ist noch fern. Fast die Hälfte der Unternehmen hat noch nicht einmal die notwendigen ESG-Kennzahlen entwickelt, und in vielen Fällen (37 Prozent) sind die erforderlichen Prozesse zur Datenerhebung noch nicht definiert.
Digitalisierung als Schlüssel zur Lösung
Laut Dr. Andreas Dahmen, Managing Director von GHK Management Consulting, müssen „viele Unternehmen in Deutschland heute mehr denn je den Digitalisierungsgrad aller kaufmännischen Geschäftsprozesse auf den Prüfstand stellen, um gemäß ESG-Pflichten auskunftsfähig zu sein“. Professor Dr. Louis Velthuis von der Universität Mainz beobachtet eine zögerliche Haltung im Mittelstand, die Vorteile der ESG-Berichtspflicht anzuerkennen. Dies zeige sich in der Tatsache, dass 90 Prozent der Unternehmen das ESG-Reporting nicht in ihr operatives Controlling integriert haben.
Automatisierung als Rettungsanker
Eine Lösung zur Bewältigung der neuen Anforderungen sieht die Studie in der Automatisierung des ESG-Reportings. Obwohl 82 Prozent der befragten Unternehmen diese anstreben, erfordert dies erhebliche Investitionen in die IT-Infrastruktur. Die Alternative, zusätzliches Personal einzustellen, ist oft nicht praktikabel, da die benötigten Fachkräfte fehlen.
Ein umfassender Digitalisierungsansatz
Die Studie unterstreicht die Bedeutung der Digitalisierung für die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands. Die Digitalisierung kaufmännischer Geschäftsprozesse ist entscheidend, um Kosten zu senken und Transparenz zu schaffen. Dies hilft, sich von individuellen Mitarbeiterkenntnissen unabhängig zu machen und standardisierte, automatisierte Abläufe zu etablieren.
Fazit: Ein Weckruf für den Mittelstand
Die Ergebnisse der Studie sind ein deutlicher Weckruf. Der deutsche Mittelstand muss die Digitalisierung ernsthaft vorantreiben und die ESG-Berichtspflicht als Chance zur Verbesserung der Unternehmenssteuerung nutzen. Ein gut integriertes, automatisiertes ESG-Reporting kann nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllen, sondern auch Wettbewerbsvorteile bieten und die Attraktivität als Arbeitgeber steigern.