Wie gezielte Maßnahmen zur Verschmelzung des Gesundheitsmanagements und der Organisationsentwicklung führen.
Der Besuch eines Stressmanagement-Seminars wird voraussichtlich nicht auf dem KPI-Board der Geschäftsführung stehen. Es sind häufig vielmehr Erfolgskennzahlen, welche die Liquidität, den Umsatz und die Marktanteile widerspiegeln. Im Mittelpunkt der betrieblichen Ziele stehen hierbei, die Performance des Unternehmens zu sichern oder auszubauen und Visionen zielgerichtet zu verfolgen. Doch wie können diese Ziele langanhaltend erreicht werden? Nur mit einem starken Team. Damit wird die betriebliche Gesundheitsförderung zum Teil der betrieblichen Ziele und Visionen. Sie wird zur Bedingung einer gesunden und leistungsstarken Organisation.
Healthy Leadership als unverzichtbare Ressource
Der Haupteinflussfaktor auf die Unternehmenskultur ist die Führungskultur. Kreative Ideen und Kommunikationsstrategien für neue Missionen und Visionen im Unternehmen sind gute Ansätze, verstummen jedoch schnell, wenn sie nicht gelebt werden. Die Geschäftsführung, das Management und die Führungskräfte in den Abteilungen besitzen eine Schlüsselrolle. Sie weisen die Richtung und sind Teil einer strategischen Gestaltung und Umsetzung von betrieblichen Maßnahmen und wirken ebenso top-down als Vorbild, Multiplikator, Führungskraft und Coach für das eigene Team. Dies verdeutlicht, wie wichtig die eigene Energiebilanz als Führungskraft und das Vorleben und Motivieren der eigenen Mitarbeiter ist. Und plötzlich taucht der „Besuch eines Stressmanagement-Seminars“ auf dem persönlichen Vision-Board doch auf. Denn was ist die Erkenntnis der Top-Leader? Wie kann es sein, dass erfolgreiche Menschen wie Elon Musk und Mark Zuckerberg so viel erschaffen und leisten? Einer der möglichen Gründe liegt in der Beeinflussung und Entfaltung des eigenen Energielevels. Auch wenn jedem Menschen die gleiche, begrenzte Zeit pro Woche zur Verfügung steht, ist das persönliche Energieniveau sehr unterschiedlich. Manche Menschen sprühen vor Energie und Tatendrang. Andere hingegen sitzen vor ihrem PC und können sich schwer motivieren. Daher werden Gesundheitsthemen für Unternehmen und ihre Mitarbeiter zunehmend bedeutsamer. Die Aufmerksamkeit für Themen, wie die mentale Gesundheit zur Stärkung der Stressbewältigungsfähigkeit und des Selbstmanagements, steigt zunehmend. Läuft ein Projekt nicht so wie geplant, liegt es häufig nicht an der Zeit, sondern an der fehlenden Stärkung und Nutzung der (eigenen) Ressourcen. Der Mensch ist keine Maschine. Auch wenn Leistungsträger häufig unaufhaltsam an einer Zielerreichung arbeiten, können sie ihr wahres Potenzial nicht vollständig entfalten. Ebenso wie im Spitzensport benötigt der Organismus für einen weiteren Fortschritt stets auch eine Regenerationsphase. Nur wer lernt, sich richtig zu entspannen sowie Energie durch Rituale zu tanken und zudem ausreichend schläft, sich bewegt und vollwertig ernährt, kann auch im Beruf sein Ganzes geben.
Führungskräfte als Multiplikatoren
Jede Führungskraft wünscht sich ein motiviertes, gesundes und leistungsstarkes Team. Die Kommunikation soll nicht langweilen und wertschätzend sein. Das Team sollte verantwortungsvoll sein und mit Motivation erfolgreich zusammenarbeiten. Doch Hand auf´s Herz: Wie sieht es mit der eigenen Energiebilanz aus? Wie gesund ist das eigene Selbstmanagement? Was wird den eigenen Mitarbeitern und Kollegen vorgelebt? Das eigene (Gesundheits-) Bewusstsein liegt täglich auf dem Präsentierteller. Ob bewusst oder unbewusst: Das soziale Umfeld wird beeinflusst. Hierbei geht es nicht um die Bewertung, ob etwas gut oder schlecht, richtig oder falsch ist. Es geht vielmehr um die Frage: „Ist das die Art und Weise, wie ich mich und meine Mitarbeiter führen und motivieren möchte? Kann ich mich selbst motivieren und lebe ich mein volles Potenzial?“ Eine Veränderung bedarf hierbei zunächst das Bewusstmachen und die Reflexion. Seminare und Coachings zur Stressbewältigung und Potenzialentfaltung helfen in diesem Prozess. Auch gemeinsame Maßnahmen oder Events mit dem Team zeigen große Wirkung durch die Einbindung – erreicht durch das gemeinsame Lernen, Austauschen und Entwickeln. Damit können die Weichen (neu) gestellt werden, um die Unternehmenskultur langfristig auf Erfolgskurs zu bringen.
Organisation durch Gesundheit entwickeln
Gesundheit ist ein komplexer Begriff. Sie beschreibt den körperlichen und geistigen Zustand eines Menschen oder auch einer Gruppe, der jedoch stetigen Veränderungen unterlegen ist. Daher kann Gesundheit auch als Prozess betrachtet werden, für den es sich lohnt, aktiv zu werden. Zu den Haupteinflüssen zählen biopsychosoziale Faktoren, wie beispielsweise Bewegung, Ernährung, Entspannung, innere Einstellung und zwischenmenschliche Beziehungen. Durch ein betriebliches Gesundheitsmanagement kann dieser Zustand systematisch erhöht werden, wodurch die versteckten Potenziale der Arbeit zunehmend ausgebaut werden. Zu diesen Potenzialen zählen in diesem Kontext nicht die persönlichen Stärken der Mitarbeiter, sondern gesundheitsrelevante Potenziale der Arbeit, wie Anerkennung, Arbeitsklima, Kommunikation, Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Inklusion. Werden diese erkannt und gefördert, unterstützen sie ebenso die persönliche Weiterentwicklung der Beschäftigten. Nicht zuletzt spiegelt sich dies auch in einer Erhöhung der Arbeitszufriedenheit, einer positiven Ausrichtung der inneren Einstellung, mehr Freude und Selbstakzeptanz wieder. Somit ist das betriebliche Gesundheitsmanagement Teil der Organisationsentwicklung.
Fazit
Das Formulieren von SMARTen Zielen ist in der betrieblichen Praxis zum Alltag geworden. Täglich wird von Zielen und ihren Kennzahlen gesprochen. Doch um diese Ziele zu erreichen, reicht es langfristig nicht, Maßnahmen zu definieren und zu delegieren, sondern auch die Umsetzungsfähigkeit zu fördern. Hierbei treten weitere Themen ins Licht. Wie sieht es mit der Führungskräftekultur, Kommunikation und Arbeitsorganisation aus und was macht dies mit der Motivation, dem Energielevel, der Selfcare, dem (Selbst-)Vertrauen und dem Wir-Gefühl? Wird die Wirkungsvielfalt und das systematische Entwickeln dieser Potenziale und Ressourcen durch ein betriebliches Gesundheitsmanagement erkannt, werden betriebliche und persönliche Bedürfnisse gleichermaßen erfüllt. Eine Win-Win-Situation für die Angestellten und das Unternehmen. Das ist die beste Voraussetzung für einen langfristigen Erfolg.
Dr. Sarah Siefen leitet gemeinsam mit Franz Hammer das Unternehmen BGM neo und ist im Vorstand des Bundesverbandes Betriebliches Gesundheitsmanagement. Sie begleitet Unternehmen auf dem Weg zu einer vitalen Unternehmenskultur und unterstützt in der Organisationsentwicklung und Durchführung von betrieblichen Gesundheitsmaßnahmen. BGM neo ist deutschlandweit der Spezialist für lokale und digitale Formate im Bereich Führungskräfteentwicklung, Stressbewältigung, Bewegung und Ernährung und wurde als Top Brand Corporate Health ausgezeichnet.
www.bgm-neo.de